Escitalopram

Antidepressivum (SSRI) | Handelsnamen: Cipralex sowie div. Generika

Allgemeine Informationen

Ecitalopram wurde von der Firma Lundbeck entwickelt und 2003 auf dem europäischen Markt zugelassen. Das Medikament wird unter den Handelsnamen Cipralex und Pramulex vertrieben. Heute gibt es zudem diverse Generika.

Escitalopram ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der „selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI) und ist zur Behandlung von Depressionen, Panikstörungen (inkl. Agoraphobie), generalisierten Angststörungen, sozialer Phobie und Zwangsstörungen zugelassen. Das Medikament ist ab 18 Jahren freigegeben. Escitalopram beeinträchtigt die Reaktionsfähigkeit nicht. Dennoch ist beim Lenken eines Fahrzeuges und dem Bedienen von Maschinen Vorsicht beboten. Bezüglich Alkohol sind keine Wechselwirkungen bekannt, dennoch ist Vorsicht geboten.

Escitalopram ist ein Abkömmling (bzw. Eutomer) des Citaloprams, welches ebenfalls ein SSRI ist und gegen Depressionen sowie Panik- und Zwangsstörungen eingesetzt wird. Escitalopram wurde mit dem Versprechen auf den Markt gebracht, eine bessere Wirkung und weniger Nebenwirkungen zu haben als das ursprüngliche Citalopram. Studien haben dies nur teilweise bestätigt. Eine signifikante Überlegenheit der Wirkung wurde nicht festgestellt, allerdings ein Rückgang der Nebenwirkungen. Dennoch gilt auch bei stark verwandten Substanzen, dass jede Person auf jedes Antidepressivum unterschiedlich anspricht. Eine pauschale Aussage ist somit nicht möglich.

Indikationen
  • Depression (inkl. Rezidivprophylaxe)
  • Panikstörung (mit oder ohne Agoraphobie)
  • Soziale Phobie
  • Generalisierte Angststörung
  • Zwangsstörungen
Dosierung & Anwendung

Einnahme: 1x täglich unabhängig der Mahlzeiten.
Die Einnahme muss täglich erfolgen (nicht nur bei unmittelbarem Bedarf).

Zieldosis: 10-20mg (pro Tag)

Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.

Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.

Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!

Pharmakokinetik

max. Plasmakonzentration: nach 4 Stunden

Halbwertszeit: 27-32 Stunden

Bioverfügbarkeit: ca. 80%

Wirkungseintritt: nach 2-5 Wochen täglicher Einnahme

Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.

Nebenwirkungen

Sehr häufig (mehr als 10%): Übelkeit

Häufig (1-10%): Gewichtszunahme, gesteigerter Appetit, verminderter Appetit, Müdigkeit, Fieber, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Schwitzen, Durchfall, Verstopfung, Erbrechen, Mundtrockenheit, Nasennebenhöhlenentzündung, Gähnen, Schlafstörungen, Schläfrigkeit, Schwindel, Missempfindungen der Haut (Kribbeln, Taubheit etc.), Zittern (Tremor), Angst, Unruhe, abnormale Träume, sexuelle Funktionsstörungen*.

Gelegentlich (0.1-1%): Blutungen ausserhalb des Menstruationszyklus, verlängerte Monatsblutungsdauer, Nesselsucht, Haarausfall, Hautausschlag, Juckreiz, Blutungen aus dem Verdauungstrakt (inkl. rektale Blutungen), Nasenbluten, Herzrasen, Tinnitus, grosse Pupillen, Sehstörungen, verändertes Geschmacksempfinden, Ohnmachtsanfälle, nächtliches Zähneknirschen, Agitation, Nervosität, Panikattacken, Verwirrung, Ödeme, Gewichtsabnahme.

Selten (0.01-0.1%): Niedrige Herzschlagfrequenz, Serotonin-Syndrom, Aggression, Unwirklichkeits- und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation/Derealisation), Halluzinationen, anaphylaktische Reaktion.

Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen/Einzelfälle/Häufigkeit unbekannt): Veränderungen von Blutwerten (Thrombozytopenie, Hyponatriämie), gestörte ADH-Sekretion, Appetitlosigkeit, Manie, Suizidgedanken, Bewegungsstörungen, epileptische Anfälle, psychomotorische Unruhe, QT-Verlängerung im EKG, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck, Hepatitis, abnormale Leberfunktionstests, kleinflächige Hautblutungen, Angioödem, Rhabdomyolyse, Harnverhalt, Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit, Dauererektion, erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen, Absetzsymptome.

Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.

*gemäss unabhängiger Studien sind 40-60% aller Frauen und 50-70% aller Männer im Zuge einer Therapie mit einem SSRI/SNRI-Antidepressivum von sexuellen Funktionstörungen unterschiedlichen Ausmasses betroffen.

Kontraindikationen & Wechselwirkungen

Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.

 

Nicht einnehmen dürfen Sie Escitalopram:

  • Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Escitalopram-Präparates sind.
  • Wenn Sie gleichzeitig MAO-Hemmer einnehmen oder in den vergangenen 14 Tagen eingenommen haben. Dazu gehören unter anderem Selegilin (zur Behandlung der Parkinson Krankheit), Moclobemid oder Tranylcypromin (zur Behandlung von Depressionen) und Linezolid (ein Antibiotikum zur Behandlung schwerster, komplizierter Infektionen).
  • Wenn Sie angeborene Herzrhythmusstörungen haben oder bei Ihnen schon einmal Episoden von Herzrhythmusstörungen aufgetreten sind.
  • Wenn Sie Arzneimittel anwenden, welche die Herzfrequenz verändern.

 

Bei der Einnahme von Escitalopram ist Vorsicht geboten…

  • Wenn Sie an einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung leiden.
  • Wenn Sie an Diabetes (Zuckerkrankheit) leiden.
  • Wenn Sie an Epilepsie (Anfallserkrankungen) leiden oder früher Krampfanfälle hatten.
  • Wenn Sie Salzmangel (niedrige Natriumspiegel im Blut) haben.
  • Wenn bei Ihnen eine verstärkte Neigung zu Blutungen oder Blutergüssen besteht.
  • Wenn Sie eine Elektrokrampftherapie (EKT) erhalten.
  • Wenn Sie an Störungen der Herzfunktion leiden oder gelitten haben oder vor kurzem einen Herzanfall hatten.
  • Wenn Sie einen niedrigen Ruhepuls haben und/oder Ihnen bekannt ist, dass Sie unter Salzverlust infolge von länger andauerndem, starkem Durchfall und Erbrechen oder infolge der Einnahme von Diuretika (Entwässerungstabletten) leiden könnten.
  • Bei schnellem oder unregelmässigem Herzschlag, Ohnmacht, Kollaps oder Schwindelgefühl beim Aufstehen, was auf eine gestörte Herzschlagfrequenz hindeuten kann.

 

Escitalopram soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:

  • Lithium
  • Tryptophan
  • Tramadol
  • Sumatriptan und ähnliche Wirkstoffe zur Migränebehandlung (Triptane)
  • Cimetidin (ein Wirkstoff gegen Magenübersäuerung)
  • Wenn Sie gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, welche die Blutgerinnung beeinflussen (wie z.B. Warfarin, Acetylsalicylsäure oder nichtsteroidale Entzündungshemmer)

Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.

 

Überdosierung

 

Die maximal empfohlene Tagesdosis Escitalopram beträgt 20mg, kann jedoch in einzelnen Fällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:

  • Schwindel
  • Zitter (Tremor)
  • Agitiertheit
  • Serotonin-Syndrom
  • Epileptische Anfälle
  • Koma
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Niedriger Blutdruck
  • Herzrasen
  • Verlängerung des QT-Intervalls im EKG
  • Herzrhysthmusstörungen
  • Kaliummangel (Blut)
  • Natriummangel (Blut)
  • Epileptische Anfälle
  • etc.

Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Escitalopram ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).

Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.

Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Escitalopram. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.

Schwangerschaft & Stillzeit

Escitalopram sollte während der Schwangerschaft nur verabreicht werden, wenn es zwingend erforderlich ist.

Nach Einnahme von Escitalopram bzw. anderen SSRI’s am Ende der Schwangerschaft, traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, bläuliche Verfärbung der Haut, Atemunterbrüche, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, zu niedriger Blutzuckerspiegel, Tremor, abnormale Muskelspannungen, gesteigerte Reflexbereitschaft, Erbrechen, abnormale Irritabilität, Überspanntheit, Lethargie, Schläfrigkeit und anhaltendes Weinen.

Eine SSRI-Exposition in der späten Schwangerschaft kann das Risiko für eine persistierende pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) erhöhen.

Beobachtungsdaten weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko für Blutungen der Mutter nach der Geburt hin, wenn im letzten Monat der Schwangerschaft eine Behandlung mit SSRI/SNRI-Antidepressiva notwendig war.

Kontrollierte Studien an stillenden Frauen liegen nicht vor. Es wird angenommen, dass Escitalopram in die Muttermilch übertritt. Falls eine Behandlung mit Escitalopram notwendig ist, soll abgestillt werden.

Studien

Vergleich mit Placebo: In einer Studie, die 380 Personen zählte, half Escitalopram (10 mg/Tag) gegen depressive Symptome signifikant besser als Placebo. In einer zweiten Untersuchung erhielten 468 Personen entweder Escitalopram (10 bis 20 mg/Tag), Citalopram (20 bis 40 mg/Tag) oder Placebo. Bei zum Studienende nach 8 Wochen betrug die Differenz auf der MADRS-Skala zwischen Escitalopram und Placebo 2,9 Punkte, zwischen Citalopram und Placebo 1,5 Punkte.

Vergleich mit Citalopram: Bei der Beurteilung der Wirksamkeit stützt man sich einerseits auf die Studien mit rund 1000 Personen, die mit dem SEnantiomer durchgeführt wurden, anderseits auf die klinischen Erfahrungen mit dem razemischen Citalopram. Das letztere gilt besonders für die Langzeittherapie, die bei Escitalopram noch kaum geprüft worden ist.

Drei Doppelblindstudien, die jeweils nur acht Wochen gedauert hatten, sind in vollem Umfang veröffentlicht. Sie umfassten Personen, die an einer depressiven Störung («Major Depression») litten. Als Hauptmessinstrument wurde die «Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale» (MADRS) verwendet, mit der depressive Symptome auf einer Skala von 0 bis 60 gewichtet werden; auch andere Skalen wie zum Beispiel die «Hamilton Rating Scale for Depression» (HAM-D, von 0 bis 64 reichend) kamen zur Anwendung.

In einer weiteren Studie wurden 491 Personen in vier Gruppen unterteilt: in zwei Gruppen verordnete man Escitalopram in unterschiedlichen Dosierungen (entweder 10 oder 20 mg/Tag), in einer Citalopram (40 mg/Tag) und in einer Placebo. Mit der 10mg Dosis von Escitalopram sank die mittlere Punktezahl auf der MADRS-Skala von 28 auf 15, mit der 20mg Dosis von 29 auf 15 und mit Citalopram von 29 auf 17 Punkte. Entsprechend fielen auch die Resultate auf der HAM-D-Skala aus. Die Ansprechrate –der Anteil der Behandelten, bei denen sich die MADRS-Punktezahl um mindestens 50% reduziert hatte– betrug mit der 10mg Dosis von Escitalopram 50%, mit der 20mg Dosis 51%, mit Citalopram 46% und mit Placebo 28%.

Somit zeigten sich Escitalopram und Citalopram als deutlich wirksamer als Placebo; die Unterschiede zwischen dem Razemat (Citalopram) und dem S-Enantiomer (Escitalopram) waren dagegen nicht signifikant.

Vergleich mit Venlafaxin: In einer achtwöchigen Doppelblindstudie, die lediglich in Kurzform publiziert ist, erwies sich Escitalopram (10 bis 20 mg/Tag) im Vergleich mit Venlafaxin (75 bis 150 mg/Tag) als leicht überlegen.

Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.

Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.

Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.

Stand der Information: März 2017

Direct Links: Citalopram • Duloxetin Fluoxetin • Fluvoxamin • Milnacipran • Paroxetin • Sertralin • Venlafaxin

Escitalopram

Antidepressivum (SSRI) | Handelsnamen: Cipralex sowie div. Generika

Allgemeine Informationen

Ecitalopram wurde von der Firma Lundbeck entwickelt und 2003 auf dem europäischen Markt zugelassen. Das Medikament wird unter den Handelsnamen Cipralex und Pramulex vertrieben. Heute gibt es zudem diverse Generika.

Escitalopram ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der „selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI) und ist zur Behandlung von Depressionen, Panikstörungen (inkl. Agoraphobie), generalisierten Angststörungen, sozialer Phobie und Zwangsstörungen zugelassen. Das Medikament ist ab 18 Jahren freigegeben. Escitalopram beeinträchtigt die Reaktionsfähigkeit nicht. Dennoch ist beim Lenken eines Fahrzeuges und dem Bedienen von Maschinen Vorsicht beboten.Bezüglich Alkohol sind keine Wechselwirkungen bekannt, dennoch ist Vorsicht geboten.

Escitalopram ist ein Abkömmling (bzw. Eutomer) des Citaloprams, welches ebenfalls ein SSRI ist und gegen Depressionen sowie Panik- und Zwangsstörungen eingesetzt wird. Escitalopram wurde mit dem Versprechen auf den Markt gebracht, eine bessere Wirkung und weniger Nebenwirkungen zu haben als das ursprüngliche Citalopram. Studien haben dies nur teilweise bestätigt. Eine signifikante Überlegenheit der Wirkung wurde nicht festgestellt, allerdings ein Rückgang der Nebenwirkungen. Dennoch gilt auch bei stark verwandten Substanzen, dass jede Person auf jedes Antidepressivum unterschiedlich anspricht. Eine pauschale Aussage ist somit nicht möglich.

Indikationen
  • Depression (inkl. Rezidivprophylaxe)
  • Panikstörung (mit oder ohne Agoraphobie)
  • Soziale Phobie
  • Generalisierte Angststörung
  • Zwangsstörungen
Dosierung & Anwendung

Einnahme: 1x täglich unabhängig der Mahlzeiten.
Die Einnahme muss täglich erfolgen.

Zieldosis: 10-20mg (pro Tag)

Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.

Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.

Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!

Pharmakokinetik

max. Plasmakonzentration: 4 Stunden

Halbwertszeit: 27-32 Stunden

Bioverfügbarkeit: ca. 80%

Wirkungseintritt: 2-5 Wochen

Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.

Nebenwirkungen

Sehr häufig (mehr als 10%):

  • Übelkeit

Häufig (1-10%):

  • Gewichtszunahme
  • Gesteigerter Appetit
  • Verminderter Appetit
  • Müdigkeit
  • Fieber
  • Gelenkschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Schwitzen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Erbrechen
  • Mundtrockenheit
  • Nasennebenhöhlenentzündung
  • Gähnen
  • Schlafstörungen
  • Schläfrigkeit
  • Schwindel
  • Missempfindungen der Haut (Kribbeln, Taubheitsgefühl etc.)
  • Zittern (Tremor)
  • Angst
  • Unruhe
  • Abnormale Träume
  • Sexuelle Funktionsstörungen*

Gelegentlich (0.1-1%):

  • Blutungen ausserhalb des Menstruationszyklus
  • Verlängerte Monatsblutungsdauer
  • Nesselsucht
  • Haarausfall
  • Hautausschlag
  • Juckreiz
  • Blutungen aus dem Verdauungstrakt (inkl. rektale Blutungen)
  • Nasenbluten
  • Herzrasen
  • Tinnitus
  • Grosse Pupillen
  • Sehstörungen
  • Verändertes Geschmacksempfinden
  • Ohnmachtsanfälle
  • Nächtliches Zähneknirschen
  • Agitation
  • Nervosität
  • Panikattacken
  • Verwirrung
  • Ödeme
  • Gewichtsabnahme

Selten (0.01-0.1%):

  • Niedrige Herzschlagfrequenz
  • Serotonin-Syndrom
  • Aggression
  • Unwirklichkeits- und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation/Derealisation)
  • Halluzinationen
  • Anaphylaktische Reaktion

Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen / Einzelfälle / Häufigkeit unbekannt):

  • Veränderungen von Blutwerten (Thrombozytopenie, Hyponatriämie)
  • Gestörte ADH-Sekretion
  • Appetitlosigkeit
  • Manie
  • Suizidgedanken
  • Bewegungsstörungen
  • Epileptische Anfälle
  • Psychomotorische Unruhe
  • QT-Verlängerung im EKG
  • Herzrhythmusstörungen
  • Niedriger Blutdruck
  • Hepatitis
  • Abnormale Leberfunktionstests
  • Kleinflächige Hautblutungen
  • Angioödem
  • Rhabdomyolyse
  • Harnverhalt
  • Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit
  • Dauererektion
  • Erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen
  • Absetzsymptome

Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.

*gemäss unabhängiger Studien sind 40-60% aller Frauen und 50-70% aller Männer im Zuge einer Therapie mit einem SSRI/SNRI-Antidepressivum von sexuellen Funktionstörungen unterschiedlichen Ausmasses betroffen.

Kontraindikationen & Wechselwirkungen

Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.

 

Nicht einnehmen dürfen Sie Escitalopram:

  • Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Escitalopram-Präparates sind.
  • Wenn Sie gleichzeitig MAO-Hemmer einnehmen oder in den vergangenen 14 Tagen eingenommen haben. Dazu gehören unter anderem Selegilin (zur Behandlung der Parkinson Krankheit), Moclobemid oder Tranylcypromin (zur Behandlung von Depressionen) und Linezolid (ein Antibiotikum zur Behandlung schwerster, komplizierter Infektionen).
  • Wenn Sie angeborene Herzrhythmusstörungen haben oder bei Ihnen schon einmal Episoden von Herzrhythmusstörungen aufgetreten sind.
  • Wenn Sie Arzneimittel anwenden, welche die Herzfrequenz verändern.

 

Bei der Einnahme von Escitalopram ist Vorsicht geboten…

  • Wenn Sie an einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung leiden.
  • Wenn Sie an Diabetes (Zuckerkrankheit) leiden.
  • Wenn Sie an Epilepsie (Anfallserkrankungen) leiden oder früher Krampfanfälle hatten.
  • Wenn Sie Salzmangel (niedrige Natriumspiegel im Blut) haben.
  • Wenn bei Ihnen eine verstärkte Neigung zu Blutungen oder Blutergüssen besteht.
  • Wenn Sie eine Elektrokrampftherapie (EKT) erhalten.
  • Wenn Sie an Störungen der Herzfunktion leiden oder gelitten haben oder vor kurzem einen Herzanfall hatten.
  • Wenn Sie einen niedrigen Ruhepuls haben und/oder Ihnen bekannt ist, dass Sie unter Salzverlust infolge von länger andauerndem, starkem Durchfall und Erbrechen oder infolge der Einnahme von Diuretika (Entwässerungstabletten) leiden könnten.
  • Bei schnellem oder unregelmässigem Herzschlag, Ohnmacht, Kollaps oder Schwindelgefühl beim Aufstehen, was auf eine gestörte Herzschlagfrequenz hindeuten kann.

 

Escitalopram soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:

  • Lithium
  • Tryptophan
  • Tramadol
  • Sumatriptan und ähnliche Wirkstoffe zur Migränebehandlung (Triptane)
  • Cimetidin (ein Wirkstoff gegen Magenübersäuerung)
  • Wenn Sie gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, welche die Blutgerinnung beeinflussen (wie z.B. Warfarin, Acetylsalicylsäure oder nichtsteroidale Entzündungshemmer)

Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.

 

Überdosierung

 

Die maximal empfohlene Tagesdosis Escitalopram beträgt 20mg, kann jedoch in einzelnen Fällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:

  • Schwindel
  • Zitter (Tremor)
  • Agitiertheit
  • Serotonin-Syndrom
  • Epileptische Anfälle
  • Koma
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Niedriger Blutdruck
  • Herzrasen
  • Verlängerung des QT-Intervalls im EKG
  • Herzrhysthmusstörungen
  • Kaliummangel (Blut)
  • Natriummangel (Blut)
  • Epileptische Anfälle
  • etc.

Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Escitalopram ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).

Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.

Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Escitalopram. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.

Schwangerschaft & Stillzeit

Escitalopram sollte während der Schwangerschaft nur verabreicht werden, wenn es zwingend erforderlich ist.

Nach Einnahme von Escitalopram bzw. anderen SSRI’s am Ende der Schwangerschaft, traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, bläuliche Verfärbung der Haut, Atemunterbrüche, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, zu niedriger Blutzuckerspiegel, Tremor, abnormale Muskelspannungen, gesteigerte Reflexbereitschaft, Erbrechen, abnormale Irritabilität, Überspanntheit, Lethargie, Schläfrigkeit und anhaltendes Weinen.

Eine SSRI-Exposition in der späten Schwangerschaft kann das Risiko für eine persistierende pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) erhöhen.

Beobachtungsdaten weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko für Blutungen der Mutter nach der Geburt hin, wenn im letzten Monat der Schwangerschaft eine Behandlung mit SSRI/SNRI-Antidepressiva notwendig war.

Kontrollierte Studien an stillenden Frauen liegen nicht vor. Es wird angenommen, dass Escitalopram in die Muttermilch übertritt. Falls eine Behandlung mit Escitalopram notwendig ist, soll abgestillt werden.

Studien

Vergleich mit Placebo: In einer Studie, die 380 Personen zählte, half Escitalopram (10 mg/Tag) gegen depressive Symptome signifikant besser als Placebo. In einer zweiten Untersuchung erhielten 468 Personen entweder Escitalopram (10 bis 20 mg/Tag), Citalopram (20 bis 40 mg/Tag) oder Placebo. Bei zum Studienende nach 8 Wochen betrug die Differenz auf der MADRS-Skala zwischen Escitalopram und Placebo 2,9 Punkte, zwischen Citalopram und Placebo 1,5 Punkte.

Vergleich mit Citalopram: Bei der Beurteilung der Wirksamkeit stützt man sich einerseits auf die Studien mit rund 1000 Personen, die mit dem SEnantiomer durchgeführt wurden, anderseits auf die klinischen Erfahrungen mit dem razemischen Citalopram. Das letztere gilt besonders für die Langzeittherapie, die bei Escitalopram noch kaum geprüft worden ist.

Drei Doppelblindstudien, die jeweils nur acht Wochen gedauert hatten, sind in vollem Umfang veröffentlicht. Sie umfassten Personen, die an einer depressiven Störung («Major Depression») litten. Als Hauptmessinstrument wurde die «Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale» (MADRS) verwendet, mit der depressive Symptome auf einer Skala von 0 bis 60 gewichtet werden; auch andere Skalen wie zum Beispiel die «Hamilton Rating Scale for Depression» (HAM-D, von 0 bis 64 reichend) kamen zur Anwendung.

In einer weiteren Studie wurden 491 Personen in vier Gruppen unterteilt: in zwei Gruppen verordnete man Escitalopram in unterschiedlichen Dosierungen (entweder 10 oder 20 mg/Tag), in einer Citalopram (40 mg/Tag) und in einer Placebo. Mit der 10mg Dosis von Escitalopram sank die mittlere Punktezahl auf der MADRS-Skala von 28 auf 15, mit der 20mg Dosis von 29 auf 15 und mit Citalopram von 29 auf 17 Punkte. Entsprechend fielen auch die Resultate auf der HAM-D-Skala aus. Die Ansprechrate –der Anteil der Behandelten, bei denen sich die MADRS-Punktezahl um mindestens 50% reduziert hatte– betrug mit der 10mg Dosis von Escitalopram 50%, mit der 20mg Dosis 51%, mit Citalopram 46% und mit Placebo 28%.

Somit zeigten sich Escitalopram und Citalopram als deutlich wirksamer als Placebo; die Unterschiede zwischen dem Razemat (Citalopram) und dem S-Enantiomer (Escitalopram) waren dagegen nicht signifikant.

Vergleich mit Venlafaxin: In einer achtwöchigen Doppelblindstudie, die lediglich in Kurzform publiziert ist, erwies sich Escitalopram (10 bis 20 mg/Tag) im Vergleich mit Venlafaxin (75 bis 150 mg/Tag) als leicht überlegen.

Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.

Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.

Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.

Stand der Information: März 2017