Allgemeine Informationen
Fluoxetin wurde von der Firma Eli Lilly entwickelt und patentiert. Es wurde 1988 auf dem US-amerikanischen Markt unter dem Handelsnamen Prozac zugelassen. 1990 erfolgte die Zulassung in der EU. Das Medikament wird vorwiegend unter den Handelsnamen Fluctine und Mutan vertrieben. Weitere Namen sind Fluxet, Felicium, Floccin, Fluocim, Fluoxifar, NuFluo und Positivum. Zudem existieren diverse Generika.
Fluoxetin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der „selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI). Es besitzt eine Zulassung zur Behandlung von Depressionen und Bulimie und ist ab 18 Jahren freigegeben. Zwangsstörungen stellen eine weitere Indikation dar, jedoch nur in Deutschland. In Deutschland kann das Medikament mit entsprechendem Wirkungsnachweis bereits ab dem 8. Altersjahr eingesetzt werden. Da unter Fluoxetin über Schläfrigkeit und Schwindel berichtet wurde, ist Vorsicht geboten bei der Teilnahme am Strassenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen, bis die individuelle Reaktion auf das Präparat ersichtlich ist. Bezüglich Alkohol sind keine Wechselwirkungen bekannt, dennoch ist Vorsicht geboten.
Mit Fluoxetin gelang Eli Lilly ein Durchbruch in der modernen medikamentösen Behandlung von Depressionen. Es war in der EU der erste selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer auf dem Markt. Nur die Schweiz liess bereits 1984 ein anderes SSRI (Fluvoxamin) zu, welches jedoch hauptsächlich für die Behandlung von Zwangserkrankungen eingesetzt wurde (und immer noch wird).
Indikationen
- Depression (inkl. Rezidivprophylaxe)
- Bulimie
- Zwangsstörungen (Zulassung nur in Deutschland)
Dosierung & Anwendung
Einnahme: 1x täglich Morgens unabhängig der Mahlzeiten.
Ausnahmen: Bei geringem Körpergewicht oder einer Tagesdosis von über 20mg in 2 Gaben aufteilen.
Die Einnahme muss täglich erfolgen (also nicht nur bei unmittelbarem Bedarf).
Zieldosis: 20-80mg (pro Tag)
Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.
Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.
Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!
Pharmakokinetik
max. Plasmakonzentration: nach 6 Stunden
Halbwertszeit: 4-6 Tage
Bioverfügbarkeit: ca. 72%
Wirkungseintritt: nach 2-5 Wochen täglicher Einnahme
Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.
Nebenwirkungen
Sehr häufig (mehr als 10%): Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Durchfall, Übelkeit.
Häufig (1-10%): Verminderter Appetit (inkl. Appetitlosigkeit), Gewichtsverlust, Angst, Nervosität, Unruhe, Anspannung, sexuelle Funktionsstörungen*, abnormale Träume, Aufmerksamkeitsstörung, Schwindel, verändertes Geschmacksempfinden, Lethargie, Schläfrigkeit, Zittern (Tremor), Sehstörungen, Herzklopfen, QT-Intervall-Verlängerung im EKG, Erröten, Gähnen, Erbrechen, Verdauungsstörungen, Mundtrockenheit, Schüttelfrost, gynäkologische Blutungen, häufiges Wasserlassen, Hautausschlag, Nesselfieber, Juckreiz, Schwitzen, abnormale Leberfunktionstests.
Gelegentlich (0.1-1%): Unwohlsein, Unbehagen, Hitzegefühl, Kältegefühl, schmerzhaftes Wasserlassen, bleibender Haarausfall, erhöhte Neigung zu Blutergüssen, kalter Schweiss, Schluckstörungen, Kurzatmigkeit, niedriger Blutdruck, Angina Pectoris, Herzinfarkt, Herzrasen, grosse Pupillen, Unwirklichkeits- und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation/Derealisation), gesteigerte Stimmung, euphorische Stimmung, abnormale Gedanken, Zähneknirschen, psychomotorische Unruhe, Störung von Bewegungsabläufen und der Bewegungskoordination, Gleichgewichtsstörungen, Muskelzuckungen, Ohnmachtsanfälle.
Selten (0.01-0.1%): Veränderte Blutwerte (Thrombozytopenie, Leukopenie, Pancytopenie, Hyponatriämie, Hyperprolaktinämie), anaphylaktische Reaktion, Überempfindlichkeit des Immunsystems (Serumkrankheit), Manie/Hypomanie, Halluzinationen, Unruhe, Krampfanfälle, motorische Unruhe, buccoglossales Syndrom, Koma, Reizleitungsstörung des Herzens, Herzrhythmusstörungen, Erweiterung der Blutgefässe, Thrombosen, Entzündung der Rachenschleimhaut, Schmerzen der Speiseröhre, Angioödem, Hautblutungen, Lichtempfindlichkeitsreaktionen der Haut, Harnverhalt, Vasculitis, Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit.
Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen/Einzelfälle/Häufigkeit unbekannt): Inadäquate ADH Sekretion, niedriger Blutzuckerspiegel, Hypokaliämie (Blutwert), Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Serotonin-Syndrom, Nasenbluten, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Beschwerden im Verdauungstrakt (Blutungen, Entzündungen, Geschwüre), Hepatitis, Hautrötungen, erschwertes Wasserlassen, Dauererektion, Suizidgedanken, Absetzsymptome, erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen.
Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.
*gemäss unabhängiger Studien sind 40-60% aller Frauen und 50-70% aller Männer im Zuge einer Therapie mit einem SSRI/SNRI-Antidepressivum von sexuellen Funktionstörungen unterschiedlichen Ausmasses betroffen.
Kontraindikationen & Wechselwirkungen
Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.
Nicht einnehmen dürfen Sie Fluoxetin:
- Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Fluoxetin-Präparates sind.
- Wenn Sie gleichzeitig MAO-Hemmer einnehmen oder in den vergangenen 14 Tagen eingenommen haben. Dazu gehören unter anderem Selegilin (zur Behandlung der Parkinson Krankheit), Moclobemid oder Tranylcypromin (zur Behandlung von Depressionen) und Linezolid (ein Antibiotikum zur Behandlung schwerster, komplizierter Infektionen).
- Bei einer akuten Manie.
Bei der Einnahme von Fluoxetin ist Vorsicht geboten…
- Wenn Sie an einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung leiden.
- Wenn Sie an Diabetes (Zuckerkrankheit) leiden.
- Wenn Sie an Epilepsie (Anfallserkrankungen) leiden oder früher Krampfanfälle hatten.
- Wenn sie unter Blutdruckproblemen leiden.
- Wenn sie unter Herzproblemen leiden.
- Wenn Sie eine erhöhte Neigung zu Blutungen und/oder Blutergüssen haben.
- Wenn Sie unter Pupillenerweiterung (Mydriasis) leiden.
Fluoxetin soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:
- Andere Antidepressiva (inkl. Johanniskraut)
- Arzneimittel gegen Migräne (Triptane)
- Lithium
- Tryptophan
- Benzodiazepine und Z-Drugs
- Antiepileptika
- Blutverdünnungsmittel bzw. Mittel welche die Blutgerinnung beeinflussen wie z.B. Acetylsalicylsäure, nichtsteroidale Antirheumatika etc.
- Arzneimittel gegen unregelmässigen Herzschlag (Antiarrhythmika)
- Antipsychotika/Neuroleptika
- Arzneimittel gegen Malaria
Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.
Überdosierung
Die maximal empfohlene Tagesdosis Fluoxetin beträgt 80mg, kann jedoch in einzelnen Fällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Epileptische Anfälle
- Herzrasen
- Herzrhysthmusstörungen
- QT-Intervall Verlängerung im EKG
- Torsade de Pointes
- Herzstillstand
- Lungenfunktionsstörungen
- Erregung
- Koma
- Serotonin-Syndrom
- etc.
Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Fluoxetin ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).
Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.
Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Fluoxetin. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.
Schwangerschaft & Stillzeit
Fluoxetin sollte während der Schwangerschaft nur verabreicht werden, wenn es zwingend erforderlich ist.
Nach Einnahme von Fluoxetin bzw. anderen SSRI’s am Ende der Schwangerschaft, traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, bläuliche Verfärbung der Haut, Atemunterbrüche, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, zu niedriger Blutzuckerspiegel, Tremor, abnormale Muskelspannungen, gesteigerte Reflexbereitschaft, Erbrechen, abnormale Irritabilität, Überspanntheit, Lethargie, Schläfrigkeit und anhaltendes Weinen.
Eine SSRI-Exposition in der späten Schwangerschaft kann das Risiko für eine persistierende pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) erhöhen.
Beobachtungsdaten weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko für Blutungen der Mutter nach der Geburt hin, wenn im letzten Monat der Schwangerschaft eine Behandlung mit SSRI/SNRI-Antidepressiva notwendig war.
Fluoxetin wird in menschliche Milch ausgeschieden. Falls eine Behandlung mit Fluoxetin notwendig ist, muss abgestillt werden.
Studien
Viele Fluoxetin-Studien sind in Nordamerika durchgeführt worden, wobei meistens ambulante Patienten mit «Major Depressive Disorder» ausgewählt wurden. Es handelte sich in der Regel um Patienten mit mittelschwerer oder schwerer depressiver Symptomatik exogener oder endogener Ursache. Die Wirksamkeit wurde anhand von Bewertungsskalen (z.B. «Hamilton Rating Scale») beurteilt.
Vergleich mit Placebo: Zwei placebokontrollierte Studien mit fixen Tagesdosen weisen darauf hin, dass die Fluoxetindosis in den bisher erwähnten Studien unnötig rasch gesteigert wurde: Eine Tagesdosis von 20 mg ist im Vergleich mit Placebo ebenso wirksam wie Tagesdosen von 40 oder von 60 mg. Auch eine niedrigere Dosis (5mg/Tag) ist in mancher Hinsicht wirksamer als ein Placebo. Die vorliegenden Studien erlauben keine zuverlässige Aussage über die niedrigste wirksame Dosis oder über einen allfälligen Nutzen der Dosissteigerung bei bestimmten Patienten.
Bei Patienten mit leichten depressiven Symptomen zeigte Fluoxetin (in fixen Tagesdosen von 20, 40 oder 60 mg) in einer grossen Multizenterstudie mit 372 Personen keine signifikant bessere Wirkung als Placebo. Über die Wirksamkeit von Fluoxetin bei langfristiger Einnahme liegen bis jetzt keine Ergebnisse aus kontrollierten Studien vor.
Vergleich mit Imipramin: Die Studien, welche die antidepressive Wirksamkeit von Fluoxetin dokumentieren, dauerten jeweils fünf oder sechs Wochen. In einer grossen Studie wurde — in fünf Zentren — bei insgesamt 540 Personen die Wirkung von Fluoxetin, Imipramin und Placebo verglichen. Die mit Fluoxetin behandelten Patienten erhielten fast alle 60 oder 80 mg täglich; die entsprechenden Imipramin- Dosen betrugen 125 bis 300 mg/Tag. Nach sechs Wochen unterschieden sich Fluoxetin und Imipramin in der Gesamtbewertung nicht voneinander, waren aber beide signifikant besser antidepressiv wirksam als Placebo. Schlafstörungen und Angst wurden von Fluoxetin jedoch nicht besser als von Placebo beeinflusst.
Vergleich mit Amitriptylin: Fluoxetin ist in zahlreichen weiteren Studien mit Amitriptylin verglichen worden. Diese Studien umfassten jeweils 30 bis 100 Patienten und wurden nach ähnlichen Protokollen durchgeführt wie die erwähnte Studie mit Imipramin. Eine initiale Tagesdosis von 20 mg wurde innerhalb von zwei bis drei Wochen meistens auf 60 bis 80 mg gesteigert. In der Gesamtbeurteilung ergaben sich keine wesentlichen Differenzen zwischen Fluoxetin und Amitriptylin. Schlafstörungen wurden allerdings von Fluoxetin weniger gut beeinflusst als vom Vergleichsmedikament. In der Beurteilung durch die Patienten jedoch war Amitriptylin das wirksamere Medikament.
Vergleiche mit Paroxetin: In einer multizentrischen Studie erhielten 178 hospitalisierte Patienten 20mg Paroxetin oder 20mg Fluoxetin täglich. Beide Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) erbrachten eine ähnliche antidepressive Wirkung.
Vergleich mit Reboxetin: 128 Personen verordnete man während acht Wochen Reboxetin (8 bis 10 mg/Tag) oder Fluoxetin (20 bis 40 mg/Tag). Unter Reboxetin besserten sich die depressiven Symptome auf der HAM-D-Skala um 19,2, unter Fluoxetin um 16,8 Punkte; dieser Unterschied ist nicht signifikant. Auch Ansprech- und Remissionsraten waren in beiden Gruppen gleich.
In einer anderen, placebokontrollierten Studie mit 381 Personen waren Reboxetin (8 bis 10 mg/Tag) und Fluoxetin (20 bis 40 mg/Tag) ebenfalls praktisch gleichwertig. Die Studie gilt jedoch als umstritten, da die Hersteller von Reboxetin eine eigene Depressionsskala verwendet haben.
Vergleich mit Sertralin: In deiner achtwöchigen Doppelblindstudie erhielten 48 Personen Sertralin (mittlere Dosis: 72mg/Tag) und 40 Fluoxetin (mittlere Dosis: 28 mg/Tag). In beiden Gruppen konnte schon nach einer Woche eine deutliche Besserung der Depression festgestellt werden. Ein signifikanter Unterschied zwischen Fluoxetin und Sertralin fand sich während der ganzen Studie nicht.
Vergleich mit Venlafaxin: In einer multizentrischen Doppelblindstudie wurde Venlafaxin mit Fluoxetin verglichen. Für diese Studie wurden 68 hospitalisierte Patienten mit «melancholischer» Depression ausgewählt. Diese Patienten erhielten täglich entweder 200 mg Venlafaxin oder 40 mg Fluoxetin. Die Beurteilung erfolgte nach den drei Skalen MADRS, HAM-D und CGI; die Patienten wurden insgesamt sechs Wochen behandelt und während dieser Zeit siebenmal untersucht. Gegenüber den Ausgangswerten konnte schon nach wenigen Tagen unter beiden Medikamenten eine deutliche Besserung gezeigt werden. Venlafaxin war bei allen Untersuchungsdaten Fluoxetin überlegen; dieser Unterschied erreichte jedoch erst nach vier und sechs Wochen statistische Signifikanz. Es scheint also, dass Venlafaxin – ähnlich wie die trizyklischen Antidepressiva – bei dieser besonders schweren Form der Depression wirksamer ist als Fluoxetin.
Vergleich mit Agomelatin: In einer 8-wöchigen Doppelblindstudie mit 515 Behandelten wurde Fluoxetin (20-40mg/Tag) mit Agomelatin (25-50mg/Tag) verglichen. In dieser Studie hatte es keine Placebogruppe. Am Studienende war der HAM-D17-Wert unter Agomelatin – statistisch signifikant – um 1,49 niedriger als unter Fluoxetin. In Bezug auf die Zahl der Responder fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Agomelatin hatte insbesondere eine vorteilhafte Wirkung auf den Schlaf.
Vergleich mit Milnacipran: In einer Vergleichsstudie zwischen Milnacipran (100mg/Tag) und Fluoxetin (20mg/Tag) sprachen mehr Personen auf Milnacipran an. Konkret waren es 61% und bei Fluoxetin nur 49%.
Vergleich mit Tianeptin: In einer Studie zeigte sich eine vergleichbare Wirksamkeit zwischen Fluoxetin und Tianeptin.
Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.
Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.
Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.
Stand der Information: September 2014
Direct Links: Citalopram • Duloxetin • Escitalopram • Fluvoxamin • Milnacipran • Paroxetin • Sertralin • Venlafaxin

Allgemeine Informationen
Fluoxetin wurde von der Firma Eli Lilly entwickelt und patentiert. Es wurde 1988 auf dem US-amerikanischen Markt unter dem Handelsnamen Prozac zugelassen. 1990 erfolgte die Zulassung in der EU. Das Medikament wird vorwiegend unter den Handelsnamen Fluctine und Mutan vertrieben. Weitere Namen sind Fluxet, Felicium, Floccin, Fluocim, Fluoxifar, NuFluo und Positivum. Zudem existieren diverse Generika.
Fluoxetin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der „selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI). Es besitzt eine Zulassung zur Behandlung von Depressionen und Bulimie und ist ab 18 Jahren freigegeben. Zwangsstörungen stellen eine weitere Indikation dar, jedoch nur in Deutschland. In Deutschland kann das Medikament bei entsprechendem Wirkungsnachweis bereits ab dem 8. Altersjahr eingesetzt werden. Da unter Fluoxetin über Schläfrigkeit und Schwindel berichtet wurde, ist Vorsicht geboten bei der Teilnahme am Strassenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen, bis die individuelle Reaktion auf das Präparat ersichtlich ist. Bezüglich Alkohol sind keine Wechselwirkungen bekannt, dennoch ist Vorsicht geboten.
Mit Fluoxetin gelang Eli Lilly ein Durchbruch in der modernen medikamentösen Behandlung von Depressionen. Es war in der EU der erste selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer auf dem Markt. Nur die Schweiz liess bereits 1984 ein anderes SSRI (Fluvoxamin) zu, welches jedoch hauptsächlich für die Behandlung von Zwangserkrankungen eingesetzt wurde (und immer noch wird).
Indikationen
- Depression (inkl. Rezidivprophylaxe)
- Bulimie
- Zwangsstörungen (Zulassung nur in DE)
Dosierung & Anwendung
Einnahme: 1x täglich Morgens.
Ausnahme: bei geringem Körpergewicht oder einer Tagesdosis von über 20mg in 2 Gaben aufteilen.
Die Einnahme muss täglich erfolgen.
Zieldosis: 20-80mg (pro Tag)
Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.
Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.
Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!
Pharmakokinetik
max. Plasmakonzentration: 6 Stunden
Halbwertszeit: 4-6 Tage
Bioverfügbarkeit: 72%
Wirkungseintritt: 2-5 Wochen
Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.
Nebenwirkungen
Sehr häufig (mehr als 10%):
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Schlaflosigkeit
- Durchfall
- Übelkeit
Häufig (1-10%):
- Verminderter Appetit (inkl. Appetitlosigkeit)
- Gewichtsverlust
- Angst
- Nervosität
- Unruhe
- Anspannung
- Sexuelle Funktionsstörungen*
- Abnormale Träume
- Aufmerksamkeitsstörung
- Schwindel
- Verändertes Geschmacksempfinden
- Lethargie
- Schläfrigkeit
- Zittern (Tremor)
- Sehstörungen
- Herzklopfen
- QT-Intervall-Verlängerung im EKG
- Erröten
- Gähnen
- Erbrechen
- Verdauungsstörungen
- Mundtrockenheit
- Schüttelfrost
- Gynäkologische Blutungen
- Häufiges Wasserlassen
- Hautausschlag
- Nesselfieber
- Juckreiz
- Schwitzen
- Abnormale Leberfunktionstests
Gelegentlich (0.1-1%):
- Unwohlsein
- Unbehagen
- Hitzegefühl
- Kältegefühl
- Schmerzhaftes Wasserlassen
- Bleibender Haarausfall
- Erhöhte Neigung zu Blutergüssen
- Kalter Schweiss
- Schluckstörungen
- Kurzatmigkeit
- Niedriger Blutdruck
- Angina Pectoris
- Herzinfarkt
- Herzrasen
- Grosse Pupillen
- Unwirklichkeits- und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation/Derealisation)
- Manie/Hypomanie
- Abnormale Gedanken
- Zähneknirschen
- Psychomotorische Unruhe
- Störung von Bewegungsabläufen und der Bewegungskoordination
- Gleichgewichtsstörungen
- Muskelzuckungen
- Ohnmachtsanfälle
Selten (0.01-0.1%):
- Veränderte Blutwerte (Thrombozytopenie, Leukopenie, Pancytopenie, Hyponatriämie, Hyperprolaktinämie)
- Anaphylaktische Reaktion
- Überempfindlichkeit des Immunsystems (Serumkrankheit)
- Halluzinationen
- Unruhe
- Krampfanfälle
- Motorische Unruhe
- Buccoglossales Syndrom
- Koma
- Reizleitungsstörung des Herzens
- Herzrhythmusstörungen
- Erweiterung der Blutgefässe
- Thrombosen
- Entzündung der Rachenschleimhaut
- Schmerzen der Speiseröhre
- Angioödem
- Hautblutungen
- Lichtempfindlichkeitsreaktionen der Haut
- Harnverhalt
- Vasculitis
- Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit
Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen / Einzelfälle / Häufigkeit unbekannt):
- Inadäquate ADH Sekretion
- Niedriger Blutzuckerspiegel
- Hypokaliämie (Blutwert)
- Verwirrtheit
- Gedächtnisstörungen
- Serotonin-Syndrom
- Nasenbluten
- Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Beschwerden im Verdauungstrakt (Blutungen, Entzündungen, Geschwüre)
- Hepatitis
- Hautrötungen
- Erschwertes Wasserlassen
- Dauererektion
- Suizidgedanken
- Absetzsymptome
- Erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen
Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.
*gemäss unabhängiger Studien sind 40-60% aller Frauen und 50-70% aller Männer im Zuge einer Therapie mit einem SSRI/SNRI-Antidepressivum von sexuellen Funktionstörungen unterschiedlichen Ausmasses betroffen.
Kontraindikationen & Wechselwirkungen
Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.
Nicht einnehmen dürfen Sie Fluoxetin:
- Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Fluoxetin-Präparates sind.
- Wenn Sie gleichzeitig MAO-Hemmer einnehmen oder in den vergangenen 14 Tagen eingenommen haben. Dazu gehören unter anderem Selegilin (zur Behandlung der Parkinson Krankheit), Moclobemid oder Tranylcypromin (zur Behandlung von Depressionen) und Linezolid (ein Antibiotikum zur Behandlung schwerster, komplizierter Infektionen).
- Bei einer akuten Manie.
Bei der Einnahme von Fluoxetin ist Vorsicht geboten…
- Wenn Sie an einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung leiden.
- Wenn Sie an Diabetes (Zuckerkrankheit) leiden.
- Wenn Sie an Epilepsie (Anfallserkrankungen) leiden oder früher Krampfanfälle hatten.
- Wenn sie unter Blutdruckproblemen leiden.
- Wenn sie unter Herzproblemen leiden.
- Wenn Sie eine erhöhte Neigung zu Blutungen und/oder Blutergüssen haben.
- Wenn Sie unter Pupillenerweiterung (Mydriasis) leiden.
Fluoxetin soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:
- Andere Antidepressiva (inkl. Johanniskraut)
- Arzneimittel gegen Migräne (Triptane)
- Lithium
- Tryptophan
- Benzodiazepine und Z-Drugs
- Antiepileptika
- Blutverdünnungsmittel bzw. Mittel welche die Blutgerinnung beeinflussen wie z.B. Acetylsalicylsäure, nichtsteroidale Antirheumatika etc.
- Arzneimittel gegen unregelmässigen Herzschlag (Antiarrhythmika)
- Antipsychotika/Neuroleptika
- Arzneimittel gegen Malaria
Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.
Überdosierung
Die maximal empfohlene Tagesdosis Fluoxetin beträgt 80mg, kann jedoch in einzelnen Fällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Epileptische Anfälle
- Herzrasen
- Herzrhysthmusstörungen
- QT-Intervall Verlängerung im EKG
- Torsade de Pointes
- Herzstillstand
- Lungenfunktionsstörungen
- Erregung
- Koma
- Serotonin-Syndrom
- etc.
Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Fluoxetin ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).
Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.
Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Fluoxetin. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.
Schwangerschaft & Stillzeit
Fluoxetin sollte während der Schwangerschaft nur verabreicht werden, wenn es zwingend erforderlich ist.
Nach Einnahme von Fluoxetin bzw. anderen SSRI’s am Ende der Schwangerschaft, traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, bläuliche Verfärbung der Haut, Atemunterbrüche, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, zu niedriger Blutzuckerspiegel, Tremor, abnormale Muskelspannungen, gesteigerte Reflexbereitschaft, Erbrechen, abnormale Irritabilität, Überspanntheit, Lethargie, Schläfrigkeit und anhaltendes Weinen.
Eine SSRI-Exposition in der späten Schwangerschaft kann das Risiko für eine persistierende pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) erhöhen.
Beobachtungsdaten weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko für Blutungen der Mutter nach der Geburt hin, wenn im letzten Monat der Schwangerschaft eine Behandlung mit SSRI/SNRI-Antidepressiva notwendig war.
Fluoxetin wird in menschliche Milch ausgeschieden. Falls eine Behandlung mit Fluoxetin notwendig ist, muss abgestillt werden.
Studien
Viele Fluoxetin-Studien sind in Nordamerika durchgeführt worden, wobei meistens ambulante Patienten mit «Major Depressive Disorder» ausgewählt wurden. Es handelte sich in der Regel um Patienten mit mittelschwerer oder schwerer depressiver Symptomatik exogener oder endogener Ursache. Die Wirksamkeit wurde anhand von Bewertungsskalen (z.B. «Hamilton Rating Scale») beurteilt.
Vergleich mit Placebo: Zwei placebokontrollierte Studien mit fixen Tagesdosen weisen darauf hin, dass die Fluoxetindosis in den bisher erwähnten Studien unnötig rasch gesteigert wurde: Eine Tagesdosis von 20 mg ist im Vergleich mit Placebo ebenso wirksam wie Tagesdosen von 40 oder von 60 mg. Auch eine niedrigere Dosis (5mg/Tag) ist in mancher Hinsicht wirksamer als ein Placebo. Die vorliegenden Studien erlauben keine zuverlässige Aussage über die niedrigste wirksame Dosis oder über einen allfälligen Nutzen der Dosissteigerung bei bestimmten Patienten.
Bei Patienten mit leichten depressiven Symptomen zeigte Fluoxetin (in fixen Tagesdosen von 20, 40 oder 60 mg) in einer grossen Multizenterstudie mit 372 Personen keine signifikant bessere Wirkung als Placebo. Über die Wirksamkeit von Fluoxetin bei langfristiger Einnahme liegen bis jetzt keine Ergebnisse aus kontrollierten Studien vor.
Vergleich mit Imipramin: Die Studien, welche die antidepressive Wirksamkeit von Fluoxetin dokumentieren, dauerten jeweils fünf oder sechs Wochen. In einer grossen Studie wurde — in fünf Zentren — bei insgesamt 540 Personen die Wirkung von Fluoxetin, Imipramin und Placebo verglichen. Die mit Fluoxetin behandelten Patienten erhielten fast alle 60 oder 80 mg täglich; die entsprechenden Imipramin- Dosen betrugen 125 bis 300 mg/Tag. Nach sechs Wochen unterschieden sich Fluoxetin und Imipramin in der Gesamtbewertung nicht voneinander, waren aber beide signifikant besser antidepressiv wirksam als Placebo. Schlafstörungen und Angst wurden von Fluoxetin jedoch nicht besser als von Placebo beeinflusst.
Vergleich mit Amitriptylin: Fluoxetin ist in zahlreichen weiteren Studien mit Amitriptylin verglichen worden. Diese Studien umfassten jeweils 30 bis 100 Patienten und wurden nach ähnlichen Protokollen durchgeführt wie die erwähnte Studie mit Imipramin. Eine initiale Tagesdosis von 20 mg wurde innerhalb von zwei bis drei Wochen meistens auf 60 bis 80 mg gesteigert. In der Gesamtbeurteilung ergaben sich keine wesentlichen Differenzen zwischen Fluoxetin und Amitriptylin. Schlafstörungen wurden allerdings von Fluoxetin weniger gut beeinflusst als vom Vergleichsmedikament. In der Beurteilung durch die Patienten jedoch war Amitriptylin das wirksamere Medikament.
Vergleiche mit Paroxetin: In einer multizentrischen Studie erhielten 178 hospitalisierte Patienten 20mg Paroxetin oder 20mg Fluoxetin täglich. Beide Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) erbrachten eine ähnliche antidepressive Wirkung.
Vergleich mit Reboxetin: 128 Personen verordnete man während acht Wochen Reboxetin (8 bis 10 mg/Tag) oder Fluoxetin (20 bis 40 mg/Tag). Unter Reboxetin besserten sich die depressiven Symptome auf der HAM-D-Skala um 19,2, unter Fluoxetin um 16,8 Punkte; dieser Unterschied ist nicht signifikant. Auch Ansprech- und Remissionsraten waren in beiden Gruppen gleich.
In einer anderen, placebokontrollierten Studie mit 381 Personen waren Reboxetin (8 bis 10 mg/Tag) und Fluoxetin (20 bis 40 mg/Tag) ebenfalls praktisch gleichwertig. Die Studie gilt jedoch als umstritten, da die Hersteller von Reboxetin eine eigene Depressionsskala verwendet haben.
Vergleich mit Sertralin: In deiner achtwöchigen Doppelblindstudie erhielten 48 Personen Sertralin (mittlere Dosis: 72mg/Tag) und 40 Fluoxetin (mittlere Dosis: 28 mg/Tag). In beiden Gruppen konnte schon nach einer Woche eine deutliche Besserung der Depression festgestellt werden. Ein signifikanter Unterschied zwischen Fluoxetin und Sertralin fand sich während der ganzen Studie nicht.
Vergleich mit Venlafaxin: In einer multizentrischen Doppelblindstudie wurde Venlafaxin mit Fluoxetin verglichen. Für diese Studie wurden 68 hospitalisierte Patienten mit «melancholischer» Depression ausgewählt. Diese Patienten erhielten täglich entweder 200 mg Venlafaxin oder 40 mg Fluoxetin. Die Beurteilung erfolgte nach den drei Skalen MADRS, HAM-D und CGI; die Patienten wurden insgesamt sechs Wochen behandelt und während dieser Zeit siebenmal untersucht. Gegenüber den Ausgangswerten konnte schon nach wenigen Tagen unter beiden Medikamenten eine deutliche Besserung gezeigt werden. Venlafaxin war bei allen Untersuchungsdaten Fluoxetin überlegen; dieser Unterschied erreichte jedoch erst nach vier und sechs Wochen statistische Signifikanz. Es scheint also, dass Venlafaxin – ähnlich wie die trizyklischen Antidepressiva – bei dieser besonders schweren Form der Depression wirksamer ist als Fluoxetin.
Vergleich mit Agomelatin: In einer 8-wöchigen Doppelblindstudie mit 515 Behandelten wurde Fluoxetin (20-40mg/Tag) mit Agomelatin (25-50mg/Tag) verglichen. In dieser Studie hatte es keine Placebogruppe. Am Studienende war der HAM-D17-Wert unter Agomelatin – statistisch signifikant – um 1,49 niedriger als unter Fluoxetin. In Bezug auf die Zahl der Responder fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Agomelatin hatte insbesondere eine vorteilhafte Wirkung auf den Schlaf.
Vergleich mit Milnacipran: In einer Vergleichsstudie zwischen Milnacipran (100mg/Tag) und Fluoxetin (20mg/Tag) sprachen mehr Personen auf Milnacipran an. Konkret waren es 61% und bei Fluoxetin nur 49%.
Vergleich mit Tianeptin: In einer Studie zeigte sich eine vergleichbare Wirksamkeit zwischen Fluoxetin und Tianeptin.
Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.
Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.
Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.
Stand der Information: September 2014
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