Allgemeine Informationen
Moclobemid wurde Ende der 1980er Jahre/Anfang der 1990er Jahre auf dem europäischen Markt zugelassen. Heute wird es u.a. von der Firma MEDA angeboten.
Das Medikament ist ein Antidepressivum bzw. ein selektiver (Typ A) und reversibler Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) und wird unter dem Handelsnamen Aurorix vertrieben. Auch als Generikum ist es erhältlich. Durch die Selektivität und die Reversiblität ist keine MAO-Hemmer übliche Diät einzuhalten. Zugelassen ist das Medikament zur Behandlung von Depressionen ab 18 Jahren. Die soziale Phobie stellt im europäischen Ausland eine weitere Indikation dar, wird dafür faktisch jedoch nicht mehr eingesetzt.
Eine Einschränkung der Fahrtüchtigkeit und dem Bedienen von Maschinen ist nicht bekannt. Dennoch sollten Sie zunächst abwarten um zu sehen, wie Sie auf das Medikament reagieren. Bezüglich Alkohol sind keine Wechselwirkungen bekannt, dennoch ist Vorsicht geboten.
Moclobemid kann nur mit wenigen anderen Medikamenten kombiniert werden, da dies meistens gravierende Nebenwirkungen zur Folge hat (Blutdruckkrise, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, Tod). Gefährlich sind nicht nur Antidepressiva oder Sympathomimetika, sondern auch frei verkäufliche Wirkstoffe wie z.B. der Hustendämpfer Dextromethorphan und viele andere Substanzen. Falls Sie Moclobemid einnehmen, müssen Sie vor der Einnahme weiterer (auch rezeptfreier) Medikamente immer zunächst ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Wechselwirkungen fragen!
Indikationen
- Depression
- Soziale Phobie (keine Zulassung in Deutschland)
Dosierung & Anwendung
Einnahme: 2-3x täglich unabhängig der Mahlzeiten.
Die Einnahme muss täglich erfolgen (also nicht nur bei unmittelbarem Bedarf).
Zieldosis: 300-600mg (pro Tag)
Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.
Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.
Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!
Pharmakokinetik
max. Plasmakonzentration: nach 1 Stunde
Halbwertszeit: 2-4 Stunden
Bioverfügbarkeit: 40-80%
Wirkungseintritt: nach 2-6 Wochen täglicher Einnahme
Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.
Nebenwirkungen
Sehr häufig (mehr als 10%): Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Mundtrockenheit.
Häufig (1-10%): Agitiertheit, Angstgefühle, Unruhe, Reizbarkeit, periphere Neuropathien, Missempfindungen der Haut (Kribbeln, Taubheitsgefühl etc.), niedriger Blutdruck, Erbrechen, Durchfall, Verstopfungen, Hautausschlag.
Gelegentlich (0.1-1%): Anstieg der Leberenzyme, Suizidgedanken, Verwirrtheit, verändertes Geschmacksempfinden, Sehstörungen, Hitzegefühl, Nesselfieber, Juckreiz, Ödeme, Hautrötungen.
Selten (0.01-0.1%): Völlegefühl, Sodbrennen, Hyponatraemia (Blutwert), verringerter Appetit, Wahnvorstellungen, Serotonin-Syndrom, hoher Blutdruck.
Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen/Einzelfälle/Häufigkeit unbekannt): Anaphylaktische Reaktion, epileptische Anfälle, Hepatitis, Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit, Vergrösserung der Brustdrüsen beim Mann.
Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.
Kontraindikationen & Wechselwirkungen
Moclobemid kann nur mit wenigen anderen Arzneimittel (auch rezeptfreien) kombiniert werden, da dies meistens gravierende Nebenwirkungen zur Folge hat (Blutdruckkrise, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, Tod).
Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.
Nicht einnehmen dürfen Sie Moclobemid:
- Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Moclobemid-Präparates sind.
- Wenn Sie in den vergangenen 2-5 Wochen Antidepressiva konsumiert haben.
- Bei akuten Verwirrtheitszuständen.
- Wenn Sie minderjährig sind.
- Zusammen mit anderen Arzneimittel, welche auf den Botenstoff Serotonin wirken wie beispielsweise Selegilin (gegen Parkinson), gewisse Schmerzmittel (Pethidin, Tramadol, Fentanyl etc.), andere Antidepressiva (inkl. Johannniskraut), Buspiron (gegen Angstzustände), einige Arzneimittel gegen Migräne (Triptane), gewisse Hustenmittel (z.B. Dextromethorphan) etc.
- Weitere Psychopharmaka wie z.B. Antidepressiva ohne serotoninerge Wirkung (Bupropion, Reboxetin etc.), Methylphenidat (z.B. Ritalin) und viele mehr.
- Tryptophan
- Lithium (mood-stabilizer)
- Linezolid
Bei der Einnahme von Moclobemid ist Vorsicht geboten…
- Wenn Sie unter einer Nieren- oder Lebererkrankungen leiden.
- Wenn Sie hohen Blutdruck haben.
- Wenn bei Ihnen eine Fehlfunktion der Schilddrüse festgestellt wurde.
Moclobemid soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:
- Benzodiazepine
- Barbituriate
- Bestimmte Mittel gegen die Parkinsonkrankheit
- Morphinderivate oder andere Schmerzmittel
- Arzneimittel gegen Migräne
- Gewisse Herz- und Asthmamittel
- Arzneimittel gegen chronisch obstruktive Bronchitis
- Mittel gegen überhöhte Magensäuresekretion (z.B. Cimetidin)
- Gewisse Arzneimittel gegen Schnupfen oder Husten
- Appetitzügler
- Harntreibende Mittel (Diuretika)
- Antibabypille
- Sympathomimetika wie Ephedrin, Pseudoephedrin und Phenylpropanolamin (vielfach auch in frei verkäuflichen Erkältungsmittel und Nasensprays enthalten).
Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.
Überdosierung
Die maximal empfohlene Tagesdosis Moclobemid beträgt 600mg, kann jedoch in Ausnahmefällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:
- Durchfall
- Verstopfungen
- Reizdarm
- Zentralnervöse Symptome
- etc.
Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Moclobemid ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).
Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.
Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Moclobemid. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.
Schwangerschaft & Stillzeit
Es gibt bislang keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Da die Erfahrungen mit der Anwendung von Moclobemid in der Schwangerschaft noch ungenügend sind, wird die Anwendung vorderhand nicht empfohlen.
Obschon nur geringe Mengen von Moclobemid in die Muttermilch übergehen sollte Moclobemid während der Stillzeit nicht angewendet werden.
Studien
Etwa 800 Personen erhielten das Medikament in Doppelblindstudien, die dem Vergleich mit trizyklischen und tetrazyklischen Antidepressiva dienten. In allen Untersuchungen stufte man Schweregrad und Verlauf der Depression mit Hilfe der Hamilton-Skala und anderen Bewertungssystemen ein; bei Schlafstörungen waren Hypnotika (meistens Benzodiazepine) als begleitende Psychopharmaka zugelassen; Patienten, bei denen ein Suizidrisiko bestand, schloss das Studienprotokoll in der Regel aus.
Vergleich mit Clomipramin: In drei Doppelblindstudien — alle stützten sich auf dasselbe Protokoll — erhielten insgesamt 103 Patienten 6 Wochen lang Moclobemid (3mal 100 mg/Tag) oder Clomipramin (3mal 50 mg/Tag). Eine Untersuchung umfasste Patienten mit verschiedenen Depressionsformen; bei den beiden anderen hatte man sich im einen Fall auf Patienten mit endogener, im anderen auf solche mit reaktiver Depression beschränkt. Mit beiden Substanzen war der antidepressive Effekt etwa gleich gut. Je nach Studie trat die Wirkung im Verlauf von 2-4 Wochen ein; Moclobemid und Clomipramin unterschieden sich in den einzelnen Untersuchungen auch in dieser Hinsicht nicht. Bei reaktiver Depression wirkten die beiden Mittel nicht signifikant besser als Placebo (das in jener Studie bei einer Kontrollgruppe von 13 zusätzlichen Patienten eingesetzt worden war).
Vergleich mit Imipramin: In einer doppelblinden Multizenterstudie, die sich ebenfalls über 6 Wochen erstreckte, bekamen 466 Patienten mit endogener oder reaktiver Depression sowie mit manisch- depressiver Krankheit entweder Moclobemid, Imipramin oder Placebo. Durchschnittliche Tagesdosen von 509 mg Moclobemid respektive 159 mg Imipramin bewirkten eine vergleichbare Zustandsverbesserung: bei rund 70% der Patienten wurde das Ergebnis als gut bis sehr gut taxiert. Beide Medikamente erwiesen sich gegenüber Placebo als signifikant überlegen.
Eine andere Multizenterstudie (359 Patienten) bestätigte, dass Moclobemid bei endogener wie bei nicht-endogener Depression ebenso wirksam ist wie Imipramin: Nach 4 Wochen hatten bei beiden Medikamenten knapp 60% der Patienten auf die Therapie angesprochen (Senkung der Gesamtpunktzahl in der Hamilton-Skala um mindestens 50%).
Vergleich mit Diazepam: Bei Patienten mit atypischer Depression wurde Moclobemid (im Mittel 420 mg/Tag) doppelblind mit Diazepam (im Mittel 35 mg/Tag) verglichen. Nach 4 Wochen zeigte sich bei 14 Patientenpaaren in zwei von fünf Bewertungsskalen eine signifikant bessere Wirkung von Diazepam; nach 8 Wochen war keine Differenz mehr festzustellen.
Vergleich mit Tranylcypromin: Die Patienten wurden randomisiert; 81 erhielten Moclobemid bzw. 79 erhielten Tranylcypromin in individuell titrierten Dosierungen (100-300 mg/Moclobemid bzw. 10-30 mg/Tranylcypromin) unter Doppelblindbedingungen für einen Mindestzeitraum von 4 Wochen im Rahmen einer Multizenterstudie. Die antidepressive Wirkung wurde bewertet nach den Kriterien 1-17 der Hamilton Depression Rating Scale (HAMD-17), der Befindlichkeitsskala nach von Zerssen, einer visuellen Analogskala und dem globalen Eindruck des Klinikarztes. Beide Behandlungen ergaben eine signifikante Besserung der Depression nach allen Bewertungssystemen. Die HAMD-17-Einstufungen gingen um 63 bzw. 58% bei Moclobemid bzw. Tranylcypromin zurück, obwohl der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen nicht signifikant war. Die anderen Bewertungssysteme ergaben ähnliche Ergebnisse, mit Ausnahme der Bewertung durch den Kliniker am Tag 28. Bei dieser Beurteilung wurde die Wirksamkeit als sehr gut/gut eingestuft bei 78% der mit Moclobemid behandelten und bei 88 % der mit Tranylcypromin behandelten Patienten. Es wurden jedoch nur solche Patienten bei dieser Bewertung berücksichtigt, die nicht aus der Studie ausgeschieden waren. Die Verträglichkeit beider Produkte war gut, obwohl Moclobemid in dieser Hinsicht einen kleinen Vorteil aufzuweisen schien, da in dieser Gruppe nur ein Patient wegen ungenügender Verträglichkeit/ungünstiger Nebenwirkungen ausschied, verglichen mit neun Abbruchen aus der Tranylcypromingruppe. Fast 19% der mit Moclobemid behandelten Patienten hatten keinerlei ungünstige Nebenwirkungen, gegenüber nur 9 % der Tranylcypromingruppe. Die häufigsten unangenehmen Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen Übelkeit/Erbrechen, Mundtrockenheit, Obstipation, Kopfweh und Schlafstörungen. Die vorliegende Studie deutet darauf hin, daß sowohl Moclobemid als auch Tranylcypromin wirksame Antidepressiva sind. Moclobemid hat jedoch ein etwas besseres Verträglichkeitsprofil aufzuweisen.
Weiters: Ein kurze Zusammenfassung berichtet von mehr als 100 Patienten, die Moclobemid längerfristig, d.h. ein Jahr lang, eingenommen haben. Mit einer täglichen Dosis von 300 bis 340 mg konnte die antidepressive Wirkung aufrechterhalten werden.
Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.
Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.
Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.
Stand der Information: Februar 2018
Direct Link: Tranylcypromin

Allgemeine Informationen
Moclobemid wurde Ende der 1980er Jahre/Anfang der 1990er Jahre auf dem europäischen Markt zugelassen. Heute wird es u.a. von der Firma MEDA angeboten.
Das Medikament ist ein Antidepressivum bzw. ein selektiver (Typ A) und reversibler Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) und wird unter dem Handelsnamen Aurorix vertrieben. Auch als Generikum ist es erhältlich. Durch die Selektivität und die Reversiblität ist keine MAO-Hemmer übliche Diät einzuhalten. Zugelassen ist das Medikament zur Behandlung von Depressionen ab 18 Jahren. Die soziale Phobie stellt im europäischen Ausland eine weitere Indikation dar, wird dafür faktisch jedoch nicht mehr eingesetzt.
Eine Einschränkung der Fahrtüchtigkeit und dem Bedienen von Maschinen ist nicht bekannt. Dennoch sollten Sie zunächst abwarten um zu sehen, wie Sie auf das Medikament reagieren. Bezüglich Alkohol sind keine Wechselwirkungen bekannt, dennoch ist Vorsicht geboten.
Moclobemid kann nur mit wenigen anderen Medikamenten kombiniert werden, da dies meistens gravierende Nebenwirkungen zur Folge hat (Blutdruckkrise, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, Tod). Gefährlich sind nicht nur Antidepressiva oder Sympathomimetika, sondern auch frei verkäufliche Wirkstoffe wie z.B. der Hustendämpfer Dextromethorphan und viele andere Substanzen. Falls Sie Moclobemid einnehmen, müssen Sie vor der Einnahme weiterer (auch rezeptfreier) Medikamente immer zunächst ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Wechselwirkungen fragen!
Indikationen
- Depression
- Soziale Phobie (keine Zulassung in DE)
Dosierung & Anwendung
Einnahme: 2-3x täglich.
Die Einnahme muss täglich erfolgen.
Zieldosis: 300-600mg (pro Tag)
Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.
Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.
Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!
Pharmakokinetik
max. Plasmakonzentration: 1 Stunde
Halbwertszeit: 2-4 Stunden
Bioverfügbarkeit: 40-80%
Wirkungseintritt: 2-5 Wochen
Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.
Nebenwirkungen
Sehr häufig (mehr als 10%):
- Schlafstörungen
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Mundtrockenheit
Häufig (1-10%):
- Agitiertheit
- Angstgefühle
- Unruhe
- Reizbarkeit
- Periphere Neuropathien
- Missempfindungen der Haut (Kribbeln, Taubheitsgefühl etc.)
- Niedriger Blutdruck
- Erbrechen
- Durchfall
- Verstopfungen
- Hautausschlag
Gelegentlich (0.1-1%):
- Anstieg der Leberenzyme
- Suizidgedanken
- Verwirrtheit
- Verändertes Geschmacksempfinden
- Sehstörungen
- Hitzegefühl
- Nesselfieber
- Juckreiz
- Ödeme
- Hautrötungen
Selten (0.01-0.1%):
- Völlegefühl
- Sodbrennen
- Hyponatraemia (Blutwert)
- Verringerter Appetit
- Wahnvorstellungen
- Serotonin-Syndrom
- Hoher Blutdruck
Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen / Einzelfälle / Häufigkeit unbekannt):
- Anaphylaktische Reaktion
- Epileptische Anfälle
- Hepatitis
- Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit
- Vergrösserung der Brustdrüsen beim Mann
Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.
Kontraindikationen & Wechselwirkungen
Moclobemid kann nur mit wenigen anderen Arzneimittel (auch rezeptfreien) kombiniert werden, da dies meistens gravierende Nebenwirkungen zur Folge hat (Blutdruckkrise, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, Tod).
Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.
Nicht einnehmen dürfen Sie Moclobemid:
- Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Moclobemid-Präparates sind.
- Bei akuten Verwirrtheitszuständen.
- Wenn Sie minderjährig sind.
- Zusammen mit anderen Arzneimittel, welche auf den Botenstoff Serotonin wirken wie beispielsweise Selegilin (gegen Parkinson), gewisse Schmerzmittel (Pethidin, Tramadol, Fentanyl etc.), andere Antidepressiva (inkl. Johannniskraut), Buspiron (gegen Angstzustände), einige Arzneimittel gegen Migräne (Triptane), gewisse Hustenmittel (z.B. Dextromethorphan) etc.
- Weitere Psychopharmaka wie z.B. Antidepressiva ohne serotoninerge Wirkung (Bupropion, Reboxetin etc.), Methylphenidat (z.B. Ritalin) und viele mehr.
- Tryptophan
- Lithium (mood-stabilizer)
- Linezolid
Bei der Einnahme von Moclobemid ist Vorsicht geboten…
- Wenn Sie unter einer Nieren- oder Lebererkrankungen leiden.
- Wenn Sie hohen Blutdruck haben.
- Wenn bei Ihnen eine Fehlfunktion der Schilddrüse festgestellt wurde.
Moclobemid soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:
- Benzodiazepine
- Barbituriate
- Bestimmte Mittel gegen die Parkinsonkrankheit
- Morphinderivate oder andere Schmerzmittel
- Arzneimittel gegen Migräne
- Gewisse Herz- und Asthmamittel
- Arzneimittel gegen chronisch obstruktive Bronchitis
- Mittel gegen überhöhte Magensäuresekretion (z.B. Cimetidin)
- Gewisse Arzneimittel gegen Schnupfen oder Husten
- Appetitzügler
- Harntreibende Mittel (Diuretika)
- Antibabypille
- Sympathomimetika wie Ephedrin, Pseudoephedrin und Phenylpropanolamin (vielfach auch in frei verkäuflichen Erkältungsmittel und Nasensprays enthalten)
Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.
Überdosierung
Die maximal empfohlene Tagesdosis Moclobemid beträgt 600mg, kann jedoch in Ausnahmefällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:
- Durchfall
- Verstopfungen
- Reizdarm
- Zentralnervöse Symptome
- etc.
Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Moclobemid ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).
Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.
Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Moclobemid. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.
Schwangerschaft & Stillzeit
Es gibt bislang keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Da die Erfahrungen mit der Anwendung von Moclobemid in der Schwangerschaft noch ungenügend sind, wird die Anwendung vorderhand nicht empfohlen.
Obschon nur geringe Mengen von Moclobemid in die Muttermilch übergehen sollte Moclobemid während der Stillzeit nicht angewendet werden.
Studien
Etwa 800 Personen erhielten das Medikament in Doppelblindstudien, die dem Vergleich mit trizyklischen und tetrazyklischen Antidepressiva dienten. In allen Untersuchungen stufte man Schweregrad und Verlauf der Depression mit Hilfe der Hamilton-Skala und anderen Bewertungssystemen ein; bei Schlafstörungen waren Hypnotika (meistens Benzodiazepine) als begleitende Psychopharmaka zugelassen; Patienten, bei denen ein Suizidrisiko bestand, schloss das Studienprotokoll in der Regel aus.
Vergleich mit Clomipramin: In drei Doppelblindstudien — alle stützten sich auf dasselbe Protokoll — erhielten insgesamt 103 Patienten 6 Wochen lang Moclobemid (3mal 100 mg/Tag) oder Clomipramin (3mal 50 mg/Tag). Eine Untersuchung umfasste Patienten mit verschiedenen Depressionsformen; bei den beiden anderen hatte man sich im einen Fall auf Patienten mit endogener, im anderen auf solche mit reaktiver Depression beschränkt. Mit beiden Substanzen war der antidepressive Effekt etwa gleich gut. Je nach Studie trat die Wirkung im Verlauf von 2-4 Wochen ein; Moclobemid und Clomipramin unterschieden sich in den einzelnen Untersuchungen auch in dieser Hinsicht nicht. Bei reaktiver Depression wirkten die beiden Mittel nicht signifikant besser als Placebo (das in jener Studie bei einer Kontrollgruppe von 13 zusätzlichen Patienten eingesetzt worden war).
Vergleich mit Imipramin: In einer doppelblinden Multizenterstudie, die sich ebenfalls über 6 Wochen erstreckte, bekamen 466 Patienten mit endogener oder reaktiver Depression sowie mit manisch- depressiver Krankheit entweder Moclobemid, Imipramin oder Placebo. Durchschnittliche Tagesdosen von 509 mg Moclobemid respektive 159 mg Imipramin bewirkten eine vergleichbare Zustandsverbesserung: bei rund 70% der Patienten wurde das Ergebnis als gut bis sehr gut taxiert. Beide Medikamente erwiesen sich gegenüber Placebo als signifikant überlegen.
Eine andere Multizenterstudie (359 Patienten) bestätigte, dass Moclobemid bei endogener wie bei nicht-endogener Depression ebenso wirksam ist wie Imipramin: Nach 4 Wochen hatten bei beiden Medikamenten knapp 60% der Patienten auf die Therapie angesprochen (Senkung der Gesamtpunktzahl in der Hamilton-Skala um mindestens 50%).
Vergleich mit Diazepam: Bei Patienten mit atypischer Depression wurde Moclobemid (im Mittel 420 mg/Tag) doppelblind mit Diazepam (im Mittel 35 mg/Tag) verglichen. Nach 4 Wochen zeigte sich bei 14 Patientenpaaren in zwei von fünf Bewertungsskalen eine signifikant bessere Wirkung von Diazepam; nach 8 Wochen war keine Differenz mehr festzustellen.
Vergleich mit Tranylcypromin: Die Patienten wurden randomisiert; 81 erhielten Moclobemid bzw. 79 erhielten Tranylcypromin in individuell titrierten Dosierungen (100-300 mg/Moclobemid bzw. 10-30 mg/Tranylcypromin) unter Doppelblindbedingungen für einen Mindestzeitraum von 4 Wochen im Rahmen einer Multizenterstudie. Die antidepressive Wirkung wurde bewertet nach den Kriterien 1-17 der Hamilton Depression Rating Scale (HAMD-17), der Befindlichkeitsskala nach von Zerssen, einer visuellen Analogskala und dem globalen Eindruck des Klinikarztes. Beide Behandlungen ergaben eine signifikante Besserung der Depression nach allen Bewertungssystemen. Die HAMD-17-Einstufungen gingen um 63 bzw. 58% bei Moclobemid bzw. Tranylcypromin zurück, obwohl der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen nicht signifikant war. Die anderen Bewertungssysteme ergaben ähnliche Ergebnisse, mit Ausnahme der Bewertung durch den Kliniker am Tag 28. Bei dieser Beurteilung wurde die Wirksamkeit als sehr gut/gut eingestuft bei 78% der mit Moclobemid behandelten und bei 88 % der mit Tranylcypromin behandelten Patienten. Es wurden jedoch nur solche Patienten bei dieser Bewertung berücksichtigt, die nicht aus der Studie ausgeschieden waren. Die Verträglichkeit beider Produkte war gut, obwohl Moclobemid in dieser Hinsicht einen kleinen Vorteil aufzuweisen schien, da in dieser Gruppe nur ein Patient wegen ungenügender Verträglichkeit/ungünstiger Nebenwirkungen ausschied, verglichen mit neun Abbruchen aus der Tranylcypromingruppe. Fast 19% der mit Moclobemid behandelten Patienten hatten keinerlei ungünstige Nebenwirkungen, gegenüber nur 9 % der Tranylcypromingruppe. Die häufigsten unangenehmen Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen Übelkeit/Erbrechen, Mundtrockenheit, Obstipation, Kopfweh und Schlafstörungen. Die vorliegende Studie deutet darauf hin, daß sowohl Moclobemid als auch Tranylcypromin wirksame Antidepressiva sind. Moclobemid hat jedoch ein etwas besseres Verträglichkeitsprofil aufzuweisen.
Weiters: Ein kurze Zusammenfassung berichtet von mehr als 100 Patienten, die Moclobemid längerfristig, d.h. ein Jahr lang, eingenommen haben. Mit einer täglichen Dosis von 300 bis 340 mg konnte die antidepressive Wirkung aufrechterhalten werden.
Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.
Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.
Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.
Stand der Information: Februar 2018
Direct Link: Tranylcypromin