Allgemeine Informationen
Paroxetin wurde von der Firma GlaxoSmithKline entwickelt und 1992 auf den Markt gebracht.
Es handelt sich dabei um ein Antidepressivum aus der Gruppe der „selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI). Das Medikament wird vorwiegend unter den Handelsnamen Paroxat und Deroxat vertrieben. Weiter Namen sind Allenopar, llenopar, Dropax, Parexat, Parocetan, ParoLich, Paronex, Paroxalon, Paroxetop, Seroxat, Stiliden und Tagonis. Auch als Generikum ist es erhältlich.
Paroxetin hat ein enorm breites Wirkspektrum und ist zur Behandlung von Depressionen, Panikstörungen (inkl. Agoraphobie), generalisierten Angststörungen, sozialer Phobie, Zwangsstörungen und Posttraumatischen-Belastungsstörungen (PTBS) zugelassen. Es ist ab 18 Jahren erhältlich. Da unter der Therapie mit Paroxetin Schläfrigkeit und Schwindel auftreten können ist bei der Teilnahme am Strassenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten, zumindest so lange bis die individuelle Reaktion auf das Präparat ersichtlich ist. Paroxetin weist beim Konsum moderater Mengen keine signifikaten Wechselwirkungen mit Alkohol auf. Wird eine der Substanzen (Paroxetin oder Alkohol) in höheren Dosen eingenommen ist eine gegenseitige Verstärkung der unerwünschten Effekte möglich. Der Alkoholkonsum sollte für die Zeitdauer der Paroxetin-Therapie auf geringe Mengen beschränkt oder bestenfalls vollumfänglich unterlassen werden.
Paroxetin kann unter Umständen stärkere Absetzsymptome als andere SSRI’s und SNRI’s auslösen. Folglich wird eine langsame Reduktion der Dosis empfohlen.
Indikationen
- Depression (inkl. Rezidivprophylaxe)
- Panikstörung (mit oder ohne Agoraphobie)
- Generalisierte Angststörung
- Soziale Phobie
- Posttraumatische-Belastungsstörung (PTBS)
- Zwangsstörungen
Dosierung & Anwendung
Einnahme: 1x täglich während des Frühstücks.
Die Einnahme muss täglich erfolgen (also nicht nur bei unmittelbarem Bedarf).
Zieldosis: 20-60mg (pro Tag)
Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.
Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.
Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!
Pharmakokinetik
max. Plasmakonzentration: nach 3-7 Stunden
Halbwertszeit: 6-71 Stunden (Mittelwert 24h)
Bioverfügbarkeit: 15-50%
Wirkungseintritt: nach 2-5 Wochen täglicher Einnahme
Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.
Nebenwirkungen
Sehr häufig (mehr als 10%): Bewusstseinsstörungen, Schlaflosigkeit, Übelkeit, sexuelle Funktionsstörungen*.
Häufig (1-10%): Erhöhte Cholesterin-Werte, Appetitverlust, Agitiertheit, abnormale Träume, Schwindel, Zittern (Tremor), Kopfschmerzen, Gähnen, Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Mundtrockenheit, Schwitzen, Kraftlosigkeit, Gewichtszunahme, Absetzsymptome.
Gelegentlich (0.1-1%): Abnormale Blutungen (vorwiegend die Haut und Schleimhäute betreffend), Verwirrtheit, Halluzinationen, Bewegungsstörungen, verschwommenes Sehen, grosse Pupillen, Herzrasen, EKG-Veränderungen, Erweiterung der Blutgefässe, niedriger Blutdruck, Ohnmachtsanfälle, Hautausschlag, Juckreiz, Harnverhalt, spontanes Wasserlassen (Einnässen), Sehstörungen, Herzklopfen, Reizbarkeit, Gewichtsabnahme.
Selten (0.01-0.1%): Veränderte Blutwerte (Hyponatriämie, Erhöhung des Prolaktinspiegels), Manie, Angstzustände, Unwirklichkeits- und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation/Derealisation), Panikattacken, motorische Unruhe, Krampfanfälle, Restless-Legs-Syndrom, grüner Star, tiefe Herzschlagfrequenz, Erhöhung von Leberenzymwerten, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit, Menstruationsstörungen (inkl. verlängerte Monatsblutungdauer, Blutung ausserhalb des Menstruationszyklus, verstärkte Blutungen, verzögerte Menstruation und Ausbleiben der Regelblutung).
Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen/Einzelfälle/Häufigkeit unbekannt): Thrombozytopenie (Blutwert), allergische Reaktionen (inkl. anaphylaktischer Schock und Angioödem), SIADH, Serotonin-Syndrom, Blutungen im Verdauungstrakt, Lebererkrankungen (z.B. Hepatitis), schwere Hautreaktionen (inkl. Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse und DRESS-Syndrom), Nesselsucht, Lichtempfindlichkeit der Haut, Dauererektion, Ödeme, Suizidgedanken, erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen.
Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.
*gemäss unabhängiger Studien sind 40-60% aller Frauen und 50-70% aller Männer im Zuge einer Therapie mit einem SSRI/SNRI-Antidepressivum von sexuellen Funktionstörungen unterschiedlichen Ausmasses betroffen.
Kontraindikationen & Wechselwirkungen
Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.
Nicht einnehmen dürfen Sie Paroxetin:
- Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Paroxetin-Präparates sind.
- Wenn Sie gleichzeitig MAO-Hemmer einnehmen oder in den vergangenen 14 Tagen eingenommen haben. Dazu gehören unter anderem Selegilin (zur Behandlung der Parkinson Krankheit), Moclobemid oder Tranylcypromin (zur Behandlung von Depressionen), Linezolid (ein Antibiotikum zur Behandlung schwerster, komplizierter Infektionen) und Methylthioniniumchlorid (Methylenblau).
- Wenn sie minderjährig sind.
- Wenn sie gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, welche den Wirkstoff Thioridazin enthalten.
- Wenn Sie gleichzeitig Arzneimittel mit dem Wirkstoff Pimozid zu sich nehmen.
Bei der Einnahme von Paroxetin ist Vorsicht geboten…
- Wenn Herzerkrankungen aller Art vorliegen.
- Wenn Sie unter einer Anfallserkrankung (Epilespie) leiden oder einmal gelitten haben.
- Wenn Sie einen erhöhten Augeninnendruck aufweisen.
- Wenn Sie unter einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung leiden.
Paroxetin soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:
- Andere Antidepressiva (inkl. Johannniskraut)
- Benzodiazepine
- Fentanyl (Opioid)
- Mivacurium
- Suxamethonium
- Diverse Anti-Parkinson-Mittel
- Antiepileptika
- Arzneimittel gegen Magengeschwüre
- Einer Kombination aus Fosamprenavir und Ritonavir
- Blutverdünnungsmittel
- Tamoxifen
- Diverse Narkosemittel
- Tramadol
- Lithium
- Tryptophan
Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.
Überdosierung
Die maximal empfohlene Tagesdosis Paroxetin beträgt 60mg, kann jedoch in einzelnen Fällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:
- Fieber
- Niedriger Blutdruck
- Bluthochdruck
- Muskelzuckungen
- Serotonin-Syndrom
- etc.
Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Paroxetin ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).
Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.
Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Paroxetin. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.
Schwangerschaft & Stillzeit
Neuere Studien zur Anwendung von Antidepressiva während des ersten Schwangerschaftstrimenons berichten über ein erhöhtes Risiko kongenitaler Missbildungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Paroxetin.
Nach Einnahme von Paroxetin bzw. anderen SSRI’s am Ende der Schwangerschaft, traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, bläuliche Verfärbung der Haut, Atemunterbrüche, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, zu niedriger Blutzuckerspiegel, Tremor, abnormale Muskelspannungen, gesteigerte Reflexbereitschaft, Erbrechen, abnormale Irritabilität, Überspanntheit, Lethargie, Schläfrigkeit und anhaltendes Weinen.
Eine SSRI-Exposition in der späten Schwangerschaft kann das Risiko für eine persistierende pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) erhöhen.
Beobachtungsdaten weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko für Blutungen der Mutter nach der Geburt hin, wenn im letzten Monat der Schwangerschaft eine Behandlung mit SSRI/SNRI-Antidepressiva notwendig war.
Geringe Mengen Paroxetin gehen in die Muttermilch über. Es wurden keine Anzeichen von Arzneimittelwirkungen bei Kindern beobachtet. Trotzdem sollte Paroxetin während der Stillzeit nicht angewendet werden. Ist die Verabreichung des Präparates unabdingbar, sollte abgestillt werden.
Studien
Die antidepressive Wirksamkeit von Paroxetin ist gut dokumentiert. Das Medikament wurde in kontrollierten Studien mit Placebo, trizyklischen Antidepressiva, Mianserin, aber auch mit anderen Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) verglichen.
Alle im folgenden beschriebenen Studien wurden randomisiert und doppelblind durchgeführt und dauerten 6 Wochen. Einbezogen waren Patienten mit einer schweren unipolaren Depression gemäss den Kriterien des amerikanischen «Diagnostic and Statistical Manual of MentalDisorders» (DSM-III-R). Die Gewichtung der Depression und die Beurteilung der medikamentösen Wirkung erfolgte aufgrund anerkannter psychometrischer Bewertungssysteme (z.B. «Hamilton Depression Rating Scale», «Montgomery Asberg Depression Rating Scale»). In der Regel wurde ein Behandlungserfolg als eine Abnahme der Skalenpunkte um 50% definiert.
Vergleich mit Imipramin: In sechs placebokontrollierten Studien wurde Paroxetin bei insgesamt 645 Patienten mit Imipramin verglichen. Die zwischen 18 und 65 Jahre alten Patienten erhielten nach einer Placeboperiode Paroxetin (10 bis 50 mg/Tag), Imipramin (65 bis 275 mg/Tag) oder Placebo. In vier der sechs Studien ergab sich eine gleichwertige antidepressive Wirkung von Imipramin und Paroxetin.
In einer Studie allerdings waren zwar beide Medikamente dem Placebo überlegen, Imipramin zeigte sich aber gemäss den meisten Bewertungsskalen signifikant wirksamer als Paroxetin. Von 118 behandelten Patienten sprachen 48% aus der Paroxetingruppe auf die Therapie an, in der Imipramingruppe waren es 64% und in der Placebogruppe 33%. In der Gesamtbeurteilung der sechs Studien zeichnete sich Paroxetin gegenüber Imipramin durch eine tendenziell früher einsetzende Wirkung aus, insbesondere auch in der Beeinflussung von begleitenden Angstsymptomen.
Vergleich mit Amitriptylin: Amitriptylin und Paroxetin wurden in verschiedenen Studien bei über 500 spitalexternen Patienten miteinander verglichen, wobei die beiden Substanzen in ihrer Wirkung als gleichwertig beurteilt wurden. Diese Ergebnisse konnten auch in einer Multizenterstudie mit hospitalisierten Patienten bestätigt werden, in der die Patienten nach einer Placeboperiode Amitriptylin (150 mg/Tag) oder Paroxetin (30 mg/Tag) erhielten. Von den mit Paroxetin behandelten Personen sprachen 74% auf die Therapie an, in der Vergleichsgruppe mit Amitriptylin waren es 87%.
Vergleich mit Clomipramin: Im Vergleich mit Clomipramin erhielten nach einer kurzen Placeboperiode 120 hospitalisierte Patienten fixe Dosen Paroxetin (30 mg pro Tag) oder Clomipramin (150 mg pro Tag). Schon nach zwei Wochen aktiver Behandlung war Clomipramin Paroxetin in seiner antidepressiven Wirksamkeit signifikant überlegen. Dieser Unterschied blieb während des weiteren Studienverlaufs bestehen. Nach vier Wochen wurde die Paroxetin-Behandlung bei 45% dieser Gruppe wegen ungenügender Wirkung abgebrochen; die Clomipramin-Behandlung war dagegen nur bei 13% erfolglos. Gesamthaft ergab sich ein hochsignifikanter Unterschied im Sinne einer höheren antidepressiven Wirksamkeit von Clomipramin.
Ein anderer Vergleich mit Clomipramin, bei Patienten im Alter von über 60 Jahren, zeigte dagegen gleichwertige Resultate mit den beiden Antidepressiva.
Vergleich mit Fluoxetin: In einer multizentrischen Studie erhielten zum Beispiel 178 hospitalisierte Patienten 20 mg Paroxetin oder 20 mg Fluoxetin täglich. Beide Serotonin-Wiederaufnahmehemmer erbrachten eine ähnliche antidepressive Wirkung. In anderen Vergleichen zwischen den beiden Medikamenten zeigte Paroxetin eine rascher einsetzende, schliesslich aber gleichwertige Wirkung wie Fluoxetin.
Vergleich mit Duloxetin: Weitere Studien erbrachten den Nachweis, dass Paroxetin im Vergleich Duloxetin leicht unterlegen ist. Zwei Doppelblindstudien mit identischem Protokoll umfassten zusammen 759 Personen mit einer Depression; die Behandlung erfolgte in ungefähr gleich grossen Gruppen mit Duloxetin (eine Gruppe mit 80mg/Tag, die andere mit 120mg/Tag), Paroxetin (20mg/Tag) oder Placebo. Nach 8 Wochen wurden nur diejenigen für weitere 6 Monate weiterbehandelt, die bis dahin deutlich auf die Behandlung angesprochen hatten. Die Resultate einer dieser Studien (mit 392 Teilnehmenden) zeigen auf, wie prekär der Nachweis einer antidepressiven Wirksamkeit ist: Nach der Anfangsphase von 8 Wochen war der Hamilton- Punktewert in keiner «aktiv» behandelten Gruppe signifikant mehr gesunken als in der Placebogruppe. Nur wenn die Zahlen über die ganzen 8 Wochen interpoliert wurden («mixed-effects repeated measures»), ergab sich für die beiden Duloxetingruppen ein signifikant besseres Resultat. Aus allen Gruppen wurden rund drei Viertel der Teilnehmenden in die Fortsetzungsphase aufgenommen. In den folgenden 6 Monaten zeigten sich in Bezug auf Rückfälle keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen; auch in der Placebogruppe konnte der Therapieerfolg der akuten Phase bei 84% aufrechterhalten werden.
Vergleich mit Agomelatin: In einer doppelblinden Dosis-Findungsstudie wurden bei insgesamt 711 Personen Agomelatin-Tagesdosen von 1 mg, 5 mg und 25 mg während 8 Wochen mit Placebo und mit Paroxetin (20 mg/Tag) verglichen. Gegenüber Placebo war die Punktezahl auf der HAM-D17 unter der 25-mg-Dosis und unter Paroxetin im Studiendurchschnitt signifikant kleiner. Die Zahl der sogen. «Responder» (Personen, bei denen die Punktezahl um mindestens 50% abgenommen hatte) war am Ende der Studie in der 1-mg-Agomelatin-Gruppe am grössten (62,5%) und in der 25-mg-Gruppe annähernd gleich hoch (61,5%); in der Placebo-Gruppe waren 46,3% Responder.
Vergleich mit Tianeptin: In einer Studie zeigte sich eine vergleichbare Wirksamkeit zwischen Paroxetin und Tianeptin.
Vergleich mit Citalopram: In einer englischen Studie, welche nur in Kurzform publiziert wurde, wurde Paroxetin mit Citalopram verglichen, wobei Paroxetin dem Vergleichsmedikament leicht unterlegen war.
Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.
Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.
Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.
Stand der Information: September 2017
Direct Links: Citalopram • Duloxetin • Escitalopram • Fluoxetin • Fluvoxamin • Milnacipran • Sertralin • Venlafaxin

Allgemeine Informationen
Paroxetin wurde von der Firma GlaxoSmithKline entwickelt und 1992 auf den Markt gebracht.
Es handelt sich dabei um ein Antidepressivum aus der Gruppe der „selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI). Das Medikament wird vorwiegend unter den Handelsnamen Paroxat und Deroxat vertrieben. Weiter Namen sind Allenopar, llenopar, Dropax, Parexat, Parocetan, ParoLich, Paronex, Paroxalon, Paroxetop, Seroxat, Stiliden und Tagonis. Auch als Generikum ist es erhältlich.
Paroxetin hat ein enorm breites Wirkspektrum und ist zur Behandlung von Depressionen, Panikstörungen (inkl. Agoraphobie), generalisierten Angststörungen, sozialer Phobie, Zwangsstörungen und Posttraumatischen-Belastungsstörungen (PTBS) zugelassen. Es ist ab 18 Jahren erhältlich. Da unter der Therapie mit Paroxetin Schläfrigkeit und Schwindel auftreten können ist bei der Teilnahme am Strassenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten, zumindest so lange bis die individuelle Reaktion auf das Präparat ersichtlich ist. Paroxetin weist beim Konsum moderater Mengen keine signifikaten Wechselwirkungen mit Alkohol auf. Wird eine der Substanzen (Paroxetin oder Alkohol) in höheren Dosen eingenommen ist eine gegenseitige Verstärkung der unerwünschten Effekte möglich. Der Alkoholkonsum sollte für die Zeitdauer der Paroxetin-Therapie auf geringe Mengen beschränkt oder bestenfalls vollumfänglich unterlassen werden.
Paroxetin kann unter Umständen stärkere Absetzsymptome als andere SSRI’s und SNRI’s auslösen. Folglich wird eine langsame Reduktion der Dosis empfohlen.
Indikationen
- Depression (inkl. Rezidivprophylaxe)
- Panikstörung (mit oder ohne Agoraphobie)
- Generalisierte Angststörung
- Soziale Phobie
- Posttraumatische-Belastungsstörung (PTBS)
- Zwangsstörungen
Dosierung & Anwendung
Einnahme: 1x täglich während des Frühstücks.
Die Einnahme muss täglich erfolgen.
Zieldosis: 20-60mg (pro Tag)
Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.
Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.
Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!
Pharmakokinetik
max. Plasmakonzentration: 3-7 Stunden
Halbwertszeit: 4-65 Stunden
Bioverfügbarkeit: 15-50%
Wirkungseintritt: 2-5 Wochen
Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.
Nebenwirkungen
Sehr häufig (mehr als 10%):
- Bewusstseinsstörungen
- Schlaflosigkeit
- Übelkeit
- Sexuelle Funktionsstörungen*
Häufig (1-10%):
- Erhöhte Cholesterin-Werte
- Appetitverlust
- Agitiertheit
- Abnormale Träume
- Schwindel
- Zittern (Tremor)
- Kopfschmerzen
- Gähnen
- Verstopfung
- Durchfall
- Erbrechen
- Mundtrockenheit
- Schwitzen
- Kraftlosigkeit
- Gewichtszunahme
- Absetzsymptome
Gelegentlich (0.1-1%):
- Abnormale Blutungen (vorwiegend die Haut und Schleimhäute betreffend)
- Verwirrtheit
- Halluzinationen
- Bewegungsstörungen
- Verschwommenes Sehen
- Grosse Pupillen
- Herzrasen
- EKG-Veränderungen
- Erweiterung der Blutgefässe
- Niedriger Blutdruck
- Ohnmachtsanfälle
- Hautausschlag
- Juckreiz
- Harnverhalt
- Spontanes Wasserlassen (Einnässen)
- Sehstörungen
- Herzklopfen
- Reizbarkeit
- Gewichtsabnahme
Selten (0.01-0.1%):
- Veränderte Blutwerte (Hyponatriämie, Erhöhung des Prolaktinspiegels)
- Manie
- Angstzustände
- Unwirklichkeits- und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation/Derealisation)
- Panikattacken
- Motorische Unruhe
- Krampfanfälle
- Restless-Legs-Syndrom
- Grüner Star
- Tiefe Herzschlagfrequenz
- Erhöhung von Leberenzymwerten
- Gelenkschmerzen
- Muskelschmerzen
- Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit
- Menstruationsstörungen (inkl. verlängerte Monatsblutungdauer, Blutung ausserhalb des Menstruationszyklus, verstärkte Blutungen, verzögerte Menstruation und Ausbleiben der Regelblutung)
Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen / Einzelfälle / Häufigkeit unbekannt):
- Thrombozytopenie (Blutwert)
- Allergische Reaktionen (inkl. anaphylaktischer Schock und Angioödem)
- SIADH
- Serotonin-Syndrom
- Blutungen im Verdauungstrakt
- Lebererkrankungen (z.B. Hepatitis)
- Schwere Hautreaktionen (inkl. Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse und DRESS-Syndrom)
- Nesselsucht
- Lichtempfindlichkeit der Haut
- Dauererektion
- Ödeme
- Suizidgedanken
- Erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen
Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.
*gemäss unabhängiger Studien sind 40-60% aller Frauen und 50-70% aller Männer im Zuge einer Therapie mit einem SSRI/SNRI-Antidepressivum von sexuellen Funktionstörungen unterschiedlichen Ausmasses betroffen.
Kontraindikationen & Wechselwirkungen
Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.
Nicht einnehmen dürfen Sie Paroxetin:
- Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Paroxetin-Präparates sind.
- Wenn Sie gleichzeitig MAO-Hemmer einnehmen oder in den vergangenen 14 Tagen eingenommen haben. Dazu gehören unter anderem Selegilin (zur Behandlung der Parkinson Krankheit), Moclobemid oder Tranylcypromin (zur Behandlung von Depressionen), Linezolid (ein Antibiotikum zur Behandlung schwerster, komplizierter Infektionen) und Methylthioniniumchlorid (Methylenblau).
- Wenn sie minderjährig sind.
- Wenn sie gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, welche den Wirkstoff Thioridazin enthalten.
- Wenn Sie gleichzeitig Arzneimittel mit dem Wirkstoff Pimozid zu sich nehmen.
Bei der Einnahme von Paroxetin ist Vorsicht geboten…
- Wenn Herzerkrankungen aller Art vorliegen.
- Wenn Sie unter einer Anfallserkrankung (Epilespie) leiden oder einmal gelitten haben.
- Wenn Sie einen erhöhten Augeninnendruck aufweisen.
- Wenn Sie unter einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung leiden.
Paroxetin soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:
- Andere Antidepressiva (inkl. Johannniskraut)
- Benzodiazepine
- Fentanyl (Opioid)
- Mivacurium
- Suxamethonium
- Diverse Anti-Parkinson-Mittel
- Antiepileptika
- Arzneimittel gegen Magengeschwüre
- Einer Kombination aus Fosamprenavir und Ritonavir
- Blutverdünnungsmittel
- Tamoxifen
- Diverse Narkosemittel
- Tramadol
- Lithium
- Tryptophan
Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.
Überdosierung
Die maximal empfohlene Tagesdosis Paroxetin beträgt 60mg, kann jedoch in einzelnen Fällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:
- Fieber
- Niedriger Blutdruck
- Bluthochdruck
- Muskelzuckungen
- Serotonin-Syndrom
- etc.
Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Paroxetin ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).
Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.
Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Paroxetin. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.
Schwangerschaft & Stillzeit
Neuere Studien zur Anwendung von Antidepressiva während des ersten Schwangerschaftstrimenons berichten über ein erhöhtes Risiko kongenitaler Missbildungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Paroxetin.
Nach Einnahme von Paroxetin bzw. anderen SSRI’s am Ende der Schwangerschaft, traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, bläuliche Verfärbung der Haut, Atemunterbrüche, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, zu niedriger Blutzuckerspiegel, Tremor, abnormale Muskelspannungen, gesteigerte Reflexbereitschaft, Erbrechen, abnormale Irritabilität, Überspanntheit, Lethargie, Schläfrigkeit und anhaltendes Weinen.
Eine SSRI-Exposition in der späten Schwangerschaft kann das Risiko für eine persistierende pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) erhöhen.
Beobachtungsdaten weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko für Blutungen der Mutter nach der Geburt hin, wenn im letzten Monat der Schwangerschaft eine Behandlung mit SSRI/SNRI-Antidepressiva notwendig war.
Geringe Mengen Paroxetin gehen in die Muttermilch über. Es wurden keine Anzeichen von Arzneimittelwirkungen bei Kindern beobachtet. Trotzdem sollte Paroxetin während der Stillzeit nicht angewendet werden. Ist die Verabreichung des Präparates unabdingbar, sollte abgestillt werden.
Studien
Die antidepressive Wirksamkeit von Paroxetin ist gut dokumentiert. Das Medikament wurde in kontrollierten Studien mit Placebo, trizyklischen Antidepressiva, Mianserin, aber auch mit anderen Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) verglichen.
Alle im folgenden beschriebenen Studien wurden randomisiert und doppelblind durchgeführt und dauerten 6 Wochen. Einbezogen waren Patienten mit einer schweren unipolaren Depression gemäss den Kriterien des amerikanischen «Diagnostic and Statistical Manual of MentalDisorders» (DSM-III-R). Die Gewichtung der Depression und die Beurteilung der medikamentösen Wirkung erfolgte aufgrund anerkannter psychometrischer Bewertungssysteme (z.B. «Hamilton Depression Rating Scale», «Montgomery Asberg Depression Rating Scale»). In der Regel wurde ein Behandlungserfolg als eine Abnahme der Skalenpunkte um 50% definiert.
Vergleich mit Imipramin: In sechs placebokontrollierten Studien wurde Paroxetin bei insgesamt 645 Patienten mit Imipramin verglichen. Die zwischen 18 und 65 Jahre alten Patienten erhielten nach einer Placeboperiode Paroxetin (10 bis 50 mg/Tag), Imipramin (65 bis 275 mg/Tag) oder Placebo. In vier der sechs Studien ergab sich eine gleichwertige antidepressive Wirkung von Imipramin und Paroxetin.
In einer Studie allerdings waren zwar beide Medikamente dem Placebo überlegen, Imipramin zeigte sich aber gemäss den meisten Bewertungsskalen signifikant wirksamer als Paroxetin. Von 118 behandelten Patienten sprachen 48% aus der Paroxetingruppe auf die Therapie an, in der Imipramingruppe waren es 64% und in der Placebogruppe 33%. In der Gesamtbeurteilung der sechs Studien zeichnete sich Paroxetin gegenüber Imipramin durch eine tendenziell früher einsetzende Wirkung aus, insbesondere auch in der Beeinflussung von begleitenden Angstsymptomen.
Vergleich mit Amitriptylin: Amitriptylin und Paroxetin wurden in verschiedenen Studien bei über 500 spitalexternen Patienten miteinander verglichen, wobei die beiden Substanzen in ihrer Wirkung als gleichwertig beurteilt wurden. Diese Ergebnisse konnten auch in einer Multizenterstudie mit hospitalisierten Patienten bestätigt werden, in der die Patienten nach einer Placeboperiode Amitriptylin (150 mg/Tag) oder Paroxetin (30 mg/Tag) erhielten. Von den mit Paroxetin behandelten Personen sprachen 74% auf die Therapie an, in der Vergleichsgruppe mit Amitriptylin waren es 87%.
Vergleich mit Clomipramin: Im Vergleich mit Clomipramin erhielten nach einer kurzen Placeboperiode 120 hospitalisierte Patienten fixe Dosen Paroxetin (30 mg pro Tag) oder Clomipramin (150 mg pro Tag). Schon nach zwei Wochen aktiver Behandlung war Clomipramin Paroxetin in seiner antidepressiven Wirksamkeit signifikant überlegen. Dieser Unterschied blieb während des weiteren Studienverlaufs bestehen. Nach vier Wochen wurde die Paroxetin-Behandlung bei 45% dieser Gruppe wegen ungenügender Wirkung abgebrochen; die Clomipramin-Behandlung war dagegen nur bei 13% erfolglos. Gesamthaft ergab sich ein hochsignifikanter Unterschied im Sinne einer höheren antidepressiven Wirksamkeit von Clomipramin.
Ein anderer Vergleich mit Clomipramin, bei Patienten im Alter von über 60 Jahren, zeigte dagegen gleichwertige Resultate mit den beiden Antidepressiva.
Vergleich mit Fluoxetin: In einer multizentrischen Studie erhielten zum Beispiel 178 hospitalisierte Patienten 20 mg Paroxetin oder 20 mg Fluoxetin täglich. Beide Serotonin-Wiederaufnahmehemmer erbrachten eine ähnliche antidepressive Wirkung. In anderen Vergleichen zwischen den beiden Medikamenten zeigte Paroxetin eine rascher einsetzende, schliesslich aber gleichwertige Wirkung wie Fluoxetin.
Vergleich mit Duloxetin: Weitere Studien erbrachten den Nachweis, dass Paroxetin im Vergleich Duloxetin leicht unterlegen ist. Zwei Doppelblindstudien mit identischem Protokoll umfassten zusammen 759 Personen mit einer Depression; die Behandlung erfolgte in ungefähr gleich grossen Gruppen mit Duloxetin (eine Gruppe mit 80mg/Tag, die andere mit 120mg/Tag), Paroxetin (20mg/Tag) oder Placebo. Nach 8 Wochen wurden nur diejenigen für weitere 6 Monate weiterbehandelt, die bis dahin deutlich auf die Behandlung angesprochen hatten. Die Resultate einer dieser Studien (mit 392 Teilnehmenden) zeigen auf, wie prekär der Nachweis einer antidepressiven Wirksamkeit ist: Nach der Anfangsphase von 8 Wochen war der Hamilton- Punktewert in keiner «aktiv» behandelten Gruppe signifikant mehr gesunken als in der Placebogruppe. Nur wenn die Zahlen über die ganzen 8 Wochen interpoliert wurden («mixed-effects repeated measures»), ergab sich für die beiden Duloxetingruppen ein signifikant besseres Resultat. Aus allen Gruppen wurden rund drei Viertel der Teilnehmenden in die Fortsetzungsphase aufgenommen. In den folgenden 6 Monaten zeigten sich in Bezug auf Rückfälle keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen; auch in der Placebogruppe konnte der Therapieerfolg der akuten Phase bei 84% aufrechterhalten werden.
Vergleich mit Agomelatin: In einer doppelblinden Dosis-Findungsstudie wurden bei insgesamt 711 Personen Agomelatin-Tagesdosen von 1 mg, 5 mg und 25 mg während 8 Wochen mit Placebo und mit Paroxetin (20 mg/Tag) verglichen. Gegenüber Placebo war die Punktezahl auf der HAM-D17 unter der 25-mg-Dosis und unter Paroxetin im Studiendurchschnitt signifikant kleiner. Die Zahl der sogen. «Responder» (Personen, bei denen die Punktezahl um mindestens 50% abgenommen hatte) war am Ende der Studie in der 1-mg-Agomelatin-Gruppe am grössten (62,5%) und in der 25-mg-Gruppe annähernd gleich hoch (61,5%); in der Placebo-Gruppe waren 46,3% Responder.
Vergleich mit Tianeptin: In einer Studie zeigte sich eine vergleichbare Wirksamkeit zwischen Paroxetin und Tianeptin.
Vergleich mit Citalopram: In einer englischen Studie, welche nur in Kurzform publiziert wurde, wurde Paroxetin mit Citalopram verglichen, wobei Paroxetin dem Vergleichsmedikament leicht unterlegen war.
Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.
Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.
Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.
Stand der Information: September 2017
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