Quetiapin

atypisches Antipsychotikum | Handelsnamen: Seroquel sowie div. Generika

Allgemeine Informationen

Quetiapin wurde Ende der 1990er Jahre auf den europäischen Markt gebracht. Es wird u.a. von der Firma Astra Zeneca vertrieben. Es ist noch heute das meist verwendete Antipsychotikum bei Manien und Depressionen, insbesondere wenn diese mit starken Schlafstörungen verbunden sind.

Quetiapin ist ein atypisches Antipsychotikum und wird unter den Handelsnamen Seroquel und Sequase vertrieben. Auch als Generikum ist es erhältlich. Das Medikament hat ein breites Wirkspektrum und ist zur Akutbehandlung sowie Rezidivprophylaxe von Manien und/oder Depressionen bei bipolaren Störungen, als Zusatztherapie bei unipolaren Depressionen und zur Behandlung einer Schizophrenie zugelassen. Ferner wird es im off-label use (Anwendung ohne offizielle Zulassung) auch bei Schlafstörungen und als Zusatzmedikament bei Zwangsstörungen eingesetzt.

Der genaue Wirkmechanismus von Quetiapin ist relativ komplex. Etwas vereinfacht dargestellt basiert er auf einem Antagonismus an den D2-Rezeptoren den 5-HT2A-Rezeptoren. Anders formuliert reduziert Quetiapin die Verfügbarkeit von Dopamin und Serotonin an jeweils spezifischen Subtypen von Rezeptoren. Ferner wird die Verfügbarkeit von Serotonin an den 5-HT1A-Rezeptoren jedoch durch einen Partialagonismus erhöht. Die sedierende Wirkung basiert auf einem Antagonismus an den H1-Rezeptoren (reduziert die Verfügbarkeit von Histamin).

Quetiapin kann stark schlaffördernd wirken, weshalb es die Fahrtüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen einschränkt. Das Medikament ist bereits ab dem 10. Altersjahr zugelassen. Da Quetiapin dämpfend auf das zentrale Nervensystem (ZNS) wirkt, ist beim Konsum von Alkohol Vorsicht geboten.

Das Medikament wird auch als Präparat mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung angeboten (Quetiapin ER/XR/retard/prolong etc.).

Indikationen
  • Akuttherapie und Rezidivprophylaxe bipolarer manischer Episoden
  • Akuttherapie und Rezidivprophylaxe bipolarer depressiver Episoden
  • Zusatztherapie bei unipolaren Depressionen
  • Schizophrenie
  • Zusatztherapie bei Zwangsstörungen (off-label use)
  • Schlafstörungen (off-label use)
Dosierung & Anwendung

Einnahme Depression: 1x täglich Abends ohne Mahlzeit (keine Nahrungsaufnahme 1 Stunde vor und nach der Einnahme).

Einnahme Manie: 2x täglich (höchste Dosis vorzugsweise Abends) ohne Mahlzeit (eine Nahrungsaufnahme 1 Stunde vor und nach der Einnahme).

Die Einnahme muss täglich (also nicht nur bei Bedarf) erfolgen.

Zieldosis Depression: 150-300mg (pro Tag)
Zieldosis Manie: 400-800mg (pro Tag)

Die hier erwähnten Dosierungen beziehen sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.

Das Medikament wird relativ zügig „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend rasch (nach einigen Tagen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme auch nach dem Abklingen sämtlicher Symptome für einige Monate weitergeführt werden. Ist eine Rezidivprophylaxe (präventive Verhinderung von Rückfällen) erwünscht, wird die Einnahme langfristig fortgesetzt. Soll das Medikament abgesetzt werden, ist ein abruptes Weglassen der Medikation zu vermeiden bzw. muss die Dosis unter ärztlicher Kontrolle langsam reduziert werden.

Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!

Pharmakokinetik

max. Plasmakonzentration: nach 1-2 Stunden (unretardiert) bzw. nach ca. 6 Stunden (retardiert).

Halbwertszeit: ca. 7 Stunden

Bioverfügbarkeit: nahe zu 100%

Wirkungseintritt: nach 1-4 Tagen täglicher Einnahme (Sedierung bereits nach 1-2 Stunden)

Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.

Nebenwirkungen

Sehr häufig (mehr als 10%): Kopfschmerzen, trockener Mund, Bewustseinsstörungen, Müdigkeit, Schwindel, Gewichtszunahme, Stoffwechselstörungen, Störung von Bewegungsabläufen, Absetzsymptome.

Häufig (1-10%): Kraftlosigkeit, Ödeme, Reizbarkeit, Fieber, Hautausschläge, Leberfunktionsstörungen, Verstopfungen, Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen, Rachenentzündung, Husten, Kurzatmigkeit, Herzrasen, Herzklopfen, niedriger Blutdruck, unscharfes Sehen, Sprechstörungen, ungewöhnliche Träume und Albträume, Suizidgedanken, erhöhter Appetit, veränderte Blutwerte (Leukopenie, Neutropenie, Anstieg der eosinophilen Granulozytenzahl, erhöhter Blutzucker, Anstieg des Serumprolaktins), Erbrechen, Veränderung des Schilddrüsenhormonspiegels.

Gelegentlich (0.1-1%): Harnverhalt, Asthma, Nasenbluten, Erweiterung der Blutgefässe, Migräne, Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems (tiefe Herzschlagfrequenz, Minderdurchblutung der Organe, unregelmässiger Puls, T-Welle Abnormalität, AV-Block, zerebrovaskuläres Ereignis, tiefe Venenthrombose, T‑Welle Inversion), epileptische Anfälle, unruhige Beine, Bewegungsstörungen, Ohnmachtsanfälle, Gewichtsverlust, Hypersensitivität des Immunsystems, Blutarmut, Thrombozytopenie (Blutwert), Schnupfen.

Selten (0.01-0.1%): Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS), Unterkühlung, Dauererektion, Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit, Hepatitis, CPK-Erhöhung (Muskelskelettsystem), Darmverschluss, Hyperventilation, Schluckauf, Herz-Kreislauf-Beschwerden (Angina Pectoris, Vorhofflimmern, AV-Block ersten Grades, kongestive Herzinsuffizienz, ST-Hebung, Thrombose, Abflachung der T-Welle, ST-Abnormalität, QRS-Verlängerung, QTc-Verlängerungen), Schlafwandeln, veränderte Blutwerte (Agranulozytose, Anstiege der Kreatininphosphokinasen).

Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen/Einzelfälle/Häufigkeit unbekannt): Anaphylaktischer Schock, Diabetes, Dehydrierung, Überwässerung, SIADH, Unruhe, Kardiomyopathie (Herz), Herzmuskelentzündung, Schluckstörungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Rhabdomyolyse, Verfettung der Leber, Leberschäden, Anigoödem, gefährliche Hautreaktionen (Lyell-Syndrom, Stevens-Johnson-Syndrom), Serotonin-Syndrom, DRESS-Syndrom.

Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.

Kontraindikationen & Wechselwirkungen

Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.

 

Nicht einnehmen dürfen Sie Quetiapin:

  • Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Quetiapin-Präparates sind.
  • Wenn Sie stillen.
  • Gleichzeitig mit bestimmten Arzneimitteln gegen HIV-Infektionen.
  • Gleichzeitig mit bestimmten Arzneimitteln gegen Pilzinfektionen.
  • Gleichzeitig mit bestimmten Arzneimittel gegen bakterielle Infektionen (Makrolidantibiotika).

 

Bei der Einnahme von Quetiapin ist Vorsicht geboten…

  • Falls Sie Probleme mit dem Herzen haben.
  • Wenn Sie einen niedrigen oder hohen Blutdruck haben.
  • Wenn Sie Epileptiker/in sind oder früher einmal Krampfanfälle hatten.
  • Wenn Sie einen Schlaganfall oder andere Durchblutungsstörungen des Gehirns erlitten haben (auch wenn das Ereignis bereits länger zurück liegt und sie von keinen bleibenden Schäden betroffen sind).
  • Wenn Sie während Ihrem normalen nächtlichen Schlaf für kurze Zeit aufhören zu atmen (genannt «Schlafapnoe») oder wenn Sie eine Schlafapnoe in der Vergangenheit hatten.
  • Wenn Sie Probleme beim Wasserlassen haben (Harnverhalt).
  • Wenn bei Ihnen eine Vergrösserung der Prostata festgestellt wurde.
  • Wenn Sie zu Darmverstopfungen neigen.
  • Wenn Sie ein einer Leberfunktionsstörung leiden oder gelitten haben.
  • Wenn Sie Diabetiker/in (Zuckerkrankheit) sind.
  • Wenn Sie wissen, dass Ihr Wert an weissen Blutkörperchen in der Vergangenheit tief war.
  • Wenn Sie einen Alkohol- oder Drogenmissbrauch in der Vorgeschichte haben.
  • Wenn Sie stark übergewichtig sind.
  • Wenn Sie an psychischen Erkrankungen leiden, für welche Quetiapin keine Behandlungszulassung besitzt.
  • Wenn sie unter einer Fehlfunktion der Schilddüse leiden.
  • Wenn Sie unter Demenz leiden.

 

Quetiapin soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:

  • Arzneimittel gegen Angstzustände (Benzodiazepine, Buspiron, Pregabalin, Hydroxyzin)
  • Sertralin (SSRI-Antidepressivum)
  • Die Antilepileptika Phenytoin und Carbamazepin
  • Arzneimittel gegen Tuberkulose (z.B. Rifampicin)
  • Andere Neuroleptika (z.B. Risperidon)
  • Arzneimittel gegen hohen Blutdruck
  • Arzneimittel, die Verstopfung verursachen können
  • Barbituriate
  • Grapefruitsaft
  • H1-Antihistaminika (gegen Allergien und Juckreiz)
  • Arzneimittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika)
  • Opioide Schmerzmitteln
  • Zytostatika
  • Anticholinergika

Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.

Überdosierung

 

Die maximal empfohlene Tagesdosis Quetiapin beträgt 800mg, kann jedoch in einzelnen Fällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:

  • Schläfrigkeit
  • Benommenheit
  • Harnverhalt
  • Grosse Pupillen
  • Mundtrockenheit
  • Darmlähmung
  • Blutdruckabfall
  • Herzrasen
  • QT-Invervallverlängerungen im EKG
  • Koma
  • Malignes neuroleptisches Syndrom
  • etc.

Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Quetiapin ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).

Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.

Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Quetiapin. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.

Schwangerschaft & Stillzeit

Es liegen keine klinischen Daten mit Anwendung bei Schwangeren vor. Quetiapin sollte deshalb während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, es ist klar notwendig.

Bei Neugeborenen, deren Mütter während des dritten Trimenons der Schwangerschaft Antipsychotika (einschliesslich Quetiapin) einnahmen, besteht nach der Geburt das Risiko für Entzugssymptome. Diese Symptome bei Neugeborenen können Agitation, ungewöhnlich erhöhten oder verminderten Muskeltonus, Tremor, Schläfrigkeit, Schwierigkeit beim Atmen oder Probleme beim Füttern einschliessen. Diese Komplikationen können einen unterschiedlichen Schweregrad aufweisen. Bei einigen Fällen waren sie selbst limitierend, in anderen Fällen benötigten die Neugeborenen eine Überwachung auf der Intensivstation oder eine längere Hospitalisation.

Publizierten Berichten ist zu entnehmen, dass Quetiapin in die Muttermilch ausgeschieden wird, belegt werden konnte dies jedoch nicht. Während einer Behandlung mit Quetiapin sollten Mütter vorsichtshalber nicht stillen.

Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.

Stand der Information: Mai 2017

Direct Links: Aripiprazol • Brexpiprazol • LurasidonOlanzapin • Sulpirid

Quetiapin

atypisches Antipsychotikum | Handelsnamen: Seroquel sowie div. Generika

Allgemeine Informationen

Quetiapin wurde Ende der 1990er Jahre auf den europäischen Markt gebracht. Es wird u.a. von der Firma Astra Zeneca vertrieben. Es ist noch heute das meist verwendete Antipsychotikum bei Manien und Depressionen, insbesondere wenn diese mit starken Schlafstörungen verbunden sind.

Quetiapin ist ein atypisches Antipsychotikum und wird unter den Handelsnamen Seroquel und Sequase vertrieben. Auch als Generikum ist es erhältlich. Das Medikament hat ein breites Wirkspektrum und ist zur Akutbehandlung sowie Rezidivprophylaxe von Manien und/oder Depressionen bei bipolaren Störungen, als Zusatztherapie bei unipolaren Depressionen und zur Behandlung einer Schizophrenie zugelassen. Ferner wird es im off-label use (Anwendung ohne offizielle Zulassung) auch bei Schlafstörungen und als Zusatzmedikament bei Zwangsstörungen eingesetzt.

Der genaue Wirkmechanismus von Quetiapin ist relativ komplex. Etwas vereinfacht dargestellt basiert er auf einem Antagonismus an den D2-Rezeptoren den 5-HT2A-Rezeptoren. Anders formuliert reduziert Quetiapin die Verfügbarkeit von Dopamin und Serotonin an jeweils spezifischen Subtypen von Rezeptoren. Ferner wird die Verfügbarkeit von Serotonin an den 5-HT1A-Rezeptoren jedoch durch einen Partialagonismus erhöht. Die sedierende Wirkung basiert auf einem Antagonismus an den H1-Rezeptoren (reduziert die Verfügbarkeit von Histamin).

Quetiapin kann stark schlaffördernd wirken, weshalb es die Fahrtüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen einschränkt. Das Medikament ist bereits ab dem 10. Altersjahr zugelassen. Da Quetiapin dämpfend auf das zentrale Nervensystem (ZNS) wirkt, ist beim Konsum von Alkohol Vorsicht geboten.

Das Medikament wird auch als Präparat mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung angeboten (Quetiapin ER/XR/retard/prolong etc.).

Indikationen
  • Akuttherapie und Rezidivprophylaxe bipolarer manischer Episoden
  • Akuttherapie und Rezidivprophylaxe bipolarer depressiver Episoden
  • Zusatztherapie bei unipolaren Depressionen
  • Schizophrenie
  • Zusatztherapie bei Zwangsstörungen (off-label use)
  • Schlafstörungen (off-label use)
Dosierung & Anwendung

Einnahme Depression: 1x täglich Abends ohne Mahlzeit (keine Nahrungsaufnahme 1 Stunde vor und nach der Einnahme).

Einnahme Manie: 2x täglich (höchste Dosis vorzugsweise Abends) ohne Mahlzeit (eine Nahrungsaufnahme 1 Stunde vor und nach der Einnahme).

Die Einnahme muss täglich (also nicht nur bei Bedarf) erfolgen.

Zieldosis Depression: 150-300mg (pro Tag)
Zieldosis Manie: 400-800mg (pro Tag)

Die hier erwähnten Dosierungen beziehen sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.

Das Medikament wird relativ zügig „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend rasch (nach einigen Tagen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme auch nach dem Abklingen sämtlicher Symptome für einige Monate weitergeführt werden. Ist eine Rezidivprophylaxe (präventive Verhinderung von Rückfällen) erwünscht, wird die Einnahme langfristig fortgesetzt. Soll das Medikament abgesetzt werden, ist ein abruptes Weglassen der Medikation zu vermeiden bzw. muss die Dosis unter ärztlicher Kontrolle langsam reduziert werden.

Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!

Pharmakokinetik

max. Plasmakonzentration: nach 1-2 Stunden (unretardiert) bzw. nach ca. 6 Stunden (retardiert).

Halbwertszeit: 7 Stunden

Bioverfügbarkeit: 99%

Wirkungseintritt: 1-4 Tage (Sedierung 1-2 Stunden)

Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.

Nebenwirkungen

Sehr häufig (mehr als 10%):

  • Kopfschmerzen
  • Trockener Mund
  • Bewustseinsstörungen
  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Gewichtszunahme
  • Stoffwechselstörungen
  • Störung von Bewegungsabläufen
  • Absetzsymptome

Häufig (1-10%):

  • Kraftlosigkeit
  • Ödeme
  • Reizbarkeit
  • Fieber
  • Hautausschläge
  • Leberfunktionsstörungen
  • Verstopfungen
  • Verdauungsstörungen
  • Bauchschmerzen
  • Rachenentzündung
  • Husten
  • Kurzatmigkeit
  • Herzrasen
  • Herzklopfen
  • Niedriger Blutdruck
  • Unscharfes Sehen
  • Sprechstörungen
  • Ungewöhnliche Träume und Albträume
  • Suizidgedanken
  • Erhöhter Appetit
  • Veränderte Blutwerte (Leukopenie, Neutropenie, Anstieg der eosinophilen Granulozytenzahl, erhöhter Blutzucker, Anstieg des Serumprolaktins)
  • Erbrechen
  • Veränderung des Schilddrüsenhormonspiegels

Gelegentlich (0.1-1%):

  • Harnverhalt
  • Asthma
  • Nasenbluten
  • Erweiterung der Blutgefässe
  • Migräne
  • Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems (tiefe Herzschlagfrequenz, Minderdurchblutung der Organe, unregelmässiger Puls, T-Welle Abnormalität, AV-Block, zerebrovaskuläres Ereignis, tiefe Venenthrombose, T‑Welle Inversion)
  • Epileptische Anfälle
  • Unruhige Beine
  • Bewegungsstörungen
  • Ohnmachtsanfälle
  • Gewichtsverlust
  • Hypersensitivität des Immunsystems
  • Blutarmut
  • Thrombozytopenie (Blutwert)
  • Schnupfen

Selten (0.01-0.1%):

  • Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS)
  • Unterkühlung
  • Dauererektion
  • Milchfluss ohne Schwangerschaft/Stillzeit
  • Hepatitis
  • CPK-Erhöhung (Muskelskelettsystem)
  • Darmverschluss
  • Hyperventilation
  • Schluckauf
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden (Angina Pectoris, Vorhofflimmern, AV-Block ersten Grades, kongestive Herzinsuffizienz, ST-Hebung, Thrombose, Abflachung der T-Welle, ST-Abnormalität, QRS-Verlängerung, QTc-Verlängerungen)
  • Schlafwandeln
  • Veränderte Blutwerte (Agranulozytose, Anstiege der Kreatininphosphokinasen)

Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen / Einzelfälle / Häufigkeit unbekannt):

  • Anaphylaktischer Schock
  • Diabetes
  • Dehydrierung
  • Überwässerung
  • SIADH
  • Unruhe
  • Kardiomyopathie (Herz)
  • Herzmuskelentzündung
  • Schluckstörungen
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • Rhabdomyolyse
  • Verfettung der Leber
  • Leberschäden
  • Angioödem
  • Gefährliche Hautreaktionen (Lyell-Syndrom, Stevens-Johnson-Syndrom)
  • Serotonin-Syndrom
  • DRESS-Syndrom

Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.

Kontraindikationen & Wechselwirkungen

Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.

 

Nicht einnehmen dürfen Sie Quetiapin:

  • Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Quetiapin-Präparates sind.
  • Wenn Sie stillen.
  • Gleichzeitig mit bestimmten Arzneimitteln gegen HIV-Infektionen.
  • Gleichzeitig mit bestimmten Arzneimitteln gegen Pilzinfektionen.
  • Gleichzeitig mit bestimmten Arzneimittel gegen bakterielle Infektionen (Makrolidantibiotika).

 

Bei der Einnahme von Quetiapin ist Vorsicht geboten…

  • Falls Sie Probleme mit dem Herzen haben.
  • Wenn Sie einen niedrigen oder hohen Blutdruck haben.
  • Wenn Sie Epileptiker/in sind oder früher einmal Krampfanfälle hatten.
  • Wenn Sie einen Schlaganfall oder andere Durchblutungsstörungen des Gehirns erlitten haben (auch wenn das Ereignis bereits länger zurück liegt und sie von keinen bleibenden Schäden betroffen sind).
  • Wenn Sie während Ihrem normalen nächtlichen Schlaf für kurze Zeit aufhören zu atmen (genannt «Schlafapnoe») oder wenn Sie eine Schlafapnoe in der Vergangenheit hatten.
  • Wenn Sie Probleme beim Wasserlassen haben (Harnverhalt).
  • Wenn bei Ihnen eine Vergrösserung der Prostata festgestellt wurde.
  • Wenn Sie zu Darmverstopfungen neigen.
  • Wenn Sie ein einer Leberfunktionsstörung leiden oder gelitten haben.
  • Wenn Sie Diabetiker/in (Zuckerkrankheit) sind.
  • Wenn Sie wissen, dass Ihr Wert an weissen Blutkörperchen in der Vergangenheit tief war.
  • Wenn Sie einen Alkohol- oder Drogenmissbrauch in der Vorgeschichte haben.
  • Wenn Sie stark übergewichtig sind.
  • Wenn Sie an psychischen Erkrankungen leiden, für welche Quetiapin keine Behandlungszulassung besitzt.
  • Wenn sie unter einer Fehlfunktion der Schilddüse leiden.
  • Wenn Sie unter Demenz leiden.

 

Quetiapin soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:

  • Arzneimittel gegen Angstzustände (Benzodiazepine, Buspiron, Pregabalin, Hydroxyzin)
  • Sertralin (SSRI-Antidepressivum)
  • Die Antilepileptika Phenytoin und Carbamazepin
  • Arzneimittel gegen Tuberkulose (z.B. Rifampicin)
  • Andere Neuroleptika (z.B. Risperidon)
  • Arzneimittel gegen hohen Blutdruck
  • Arzneimittel, die Verstopfung verursachen können
  • Barbituriate
  • Grapefruitsaft
  • H1-Antihistaminika (gegen Allergien und Juckreiz)
  • Arzneimittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika)
  • Opioide Schmerzmitteln
  • Zytostatika
  • Anticholinergika

Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.

Überdosierung

 

Die maximal empfohlene Tagesdosis Quetiapin beträgt 800mg, kann jedoch in einzelnen Fällen mit ärztlicher Betreuung überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:

  • Schläfrigkeit
  • Benommenheit
  • Harnverhalt
  • Grosse Pupillen
  • Mundtrockenheit
  • Darmlähmung
  • Blutdruckabfall
  • Herzrasen
  • QT-Invervallverlängerungen im EKG
  • Koma
  • Malignes neuroleptisches Syndrom
  • etc.

Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Quetiapin ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).

Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.

Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Quetiapin. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.

Schwangerschaft & Stillzeit

Es liegen keine klinischen Daten mit Anwendung bei Schwangeren vor. Quetiapin sollte deshalb während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, es ist klar notwendig.

Bei Neugeborenen, deren Mütter während des dritten Trimenons der Schwangerschaft Antipsychotika (einschliesslich Quetiapin) einnahmen, besteht nach der Geburt das Risiko für Entzugssymptome. Diese Symptome bei Neugeborenen können Agitation, ungewöhnlich erhöhten oder verminderten Muskeltonus, Tremor, Schläfrigkeit, Schwierigkeit beim Atmen oder Probleme beim Füttern einschliessen. Diese Komplikationen können einen unterschiedlichen Schweregrad aufweisen. Bei einigen Fällen waren sie selbst limitierend, in anderen Fällen benötigten die Neugeborenen eine Überwachung auf der Intensivstation oder eine längere Hospitalisation.

Publizierten Berichten ist zu entnehmen, dass Quetiapin in die Muttermilch ausgeschieden wird, belegt werden konnte dies jedoch nicht. Während einer Behandlung mit Quetiapin sollten Mütter vorsichtshalber nicht stillen.

Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.

Stand der Information: Mai 2017

Direct Links:

Aripiprazol • Brexpiprazol • LurasidonOlanzapin • Sulpirid