Tranylcypromin

Antidepressivum (MAO-Hemmer) | Handelsnamen: Jatrosom, Cypromin sowie div. Generika

Allgemeine Informationen

Bereits 1952 fiel die antidepressive Wirkung von Tranylcypromin auf. Heute wird das Medikament von diversen Pharmaunternehmen angeboten.

Tranylcypromin ist ein Antidepressivum bzw. ein nichtselektiver und irreversibler Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer). Es wird unter den Handelsnamen Jatrosom und Cypromin vertrieben, auch Generika sind erhältlich. Zugelassen ist das Medikament zur Therapie schwerer Depressionen, falls sich andere Medikamente als unwirksam erwiesen haben.

Durch die Nichtselektivität und die Irreversiblität ist eine strenge Diät von körperfremden Aminen erforderlich wie sie z.B. bei Rotwein, Hartkäse und vielen anderen Produkten vorkommen. Bei Genuss solcher Nahrungsmittel kann es unter Therapie mit Tranylcypromin zu hypertensiven Krisen mit lebensbedrohlichen Folgen (z.B. Hirnblutungen) kommen!

Das Medikament ist ab 18 Jahren zugelassen. Es ist keine Einschränkung der Fahrtüchtigkeit oder dem Bedienen von Maschinen bekannt. Dennoch sollten Sie zunächst abwarten um zu sehen, wie Sie auf das Medikament reagieren. Alkohol (inkl. alkoholfreies Bier) ist bei der Einnahme von Tranylcypromin absolut kontraindiziert und bisweilen sogar lebensgefährlich!

Da bei der Einnahme zusätzlich eine streng tyraminarme Ernährung eingehalten werden muss, ist Tranylcypromin nicht Mittel der ersten Wahl. Das Medikament kann zudem nur mit wenigen anderen Präparaten kombiniert werden, da dies meistens gravierende Nebenwirkungen zur Folge hat (Blutdruckkrise, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, Tod). Gefährlich sind nicht nur Antidepressiva oder Sympathomimetika, sondern auch frei verkäufliche Wirkstoffe wie z.B. der Hustendämpfer Dextromethorphan und viele andere Substanzen. Falls Sie Tranylcypromin einnehmen, müssen Sie vor der Einnahme weiterer (auch rezeptfreier) Medikamente immer zunächst ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Wechselwirkungen fragen!

Indikation
  • Therapie schwerer Depressionen bei unzureichendem Ansprechen auf andere Medikamente
  • Therapie schwerer Angststörungen bei unzureichendem Ansprechen auf andere Medikamente (off-label use)
Dosierung & Anwendung

Einnahme: 1-2x täglich unabhängig der Mahlzeiten (höchste Dosis vorzugsweise Morgens).
Hinweis: Die zweite Gabe sollte Mittags (nicht Abends) erfolgen, um allfällige Schlafstörungen zu vermeiden.
Die Einnahme muss täglich erfolgen (also nicht nur bei unmittelbarem Bedarf).

Zieldosis: 20-60mg (pro Tag)

Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.

Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.

Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!

Pharmakokinetik

max. Plasmakonzentration: nach 1-2 Stunden

Halbwertszeit: 2-3 Stunden

Bioverfügbarkeit: ca. 50%

Wirkungseintritt: nach 1-4 Wochen täglicher Einnahme

Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.

Nebenwirkungen

Sehr häufig (mehr als 10%): Schlafstörungen, Blutdruckabfall beim Aufstehen, niedriger Blutdruck.

Häufig (1-10%): Angstzustände, motorische Unruhe, Unruhe, Schwindelgefühl, Mundtrockenheit, Müdigkeit, Herzklopfen, hoher Blutdruck, Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme, Schwäche.

Gelegentlich (0.1-1%): Schneller Pulsschlag, Herzrasen, Gesichtsrötung, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheue der Augen.

Selten (0.01-0.1%): Psychische Abhängigkeit, Krampfanfälle, Ödeme, verschwommenes Sehen, Verstopfung, Durchfall, Leberfunktionsstörungen, Schwitzen, Hautausschläge, Muskelkrämpfe, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, sexuelle Funktionsstörungen (inkl. Libidoverlust), Fieber, Blutarmut, abnormale Blutwerte.

Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen/Einzelfälle/Häufigkeit unbekannt): Halluzinationen, Verwirrtheit, Suizidgedanken, Nervenschmerzen, Tinnitus, Erhöhung von Leberenzymen, Haarausfall, Gelenkschmerzen, Muskelzuckungen, verminderte Harnbildung, Brustschmerzen, Erschöpfung.

Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.

Kontraindikationen & Wechselwirkungen

Tranylcypromin kann nur mit wenigen anderen Arzneimittel (auch rezeptfreien) kombiniert werden, da dies meistens gravierende Nebenwirkungen zur Folge hat (Blutdruckkrise, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, Tod).

Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.

 

Nicht einnehmen dürfen Sie Tranylcypromin:

  • Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Tranylcypromin-Präparates sind.
  • Wenn Sie in den vergangenen 2-5 Wochen Antidepressiva konsumiert haben.
  • Wenn Sie unter Erkrankung des Nebennierenmarks (Phäochromozytom) leiden.
  • Bei gewissen Arten von Tumoren (Karzinoid).
  • Bei vaskulären Erkrankungen des Gehirns (z.B. Durchblutungsstörung).
  • Bei Gefässfehlbildungen (z.B. Aneurysmen).
  • Wenn Sie unterm starkem Bluthochdruck leiden.
  • Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Bei Lieber- oder Nierenfunktionsstörungen.
  • Bei Stoffwechselerkrankungen (z.B. Porphyrie).
  • Bei einer Diabetes insipidus.
  • Bei Erkrankungen der Skelettmuskulatur (maligne Hyperthermie), auch in der Vorgeschichte.
  • Bei akutem Delir (Verwirrheitszustände, Benommenheit etc.).
  • Bei akuter Alkohol-, Schmerzmittel-, oder Psychopharmaka-Vergiftung.
  • Vor, nach und zusammen mit anderen Arzneimittel, welche auf den Botenstoff Serotonin wirken wie beispielsweise Selegilin (gegen Parkinson), gewisse Schmerzmittel (Pethidin, Tramadol, Fentanyl etc.), andere Antidepressiva (inkl. Johannniskraut), Buspiron (gegen Angstzustände), einige Arzneimittel gegen Migräne (Triptane), gewisse Hustenmittel (z.B. Dextromethorphan), Sibutramin (gegen Übergewicht) etc.
  • Weitere Psychopharmaka wie z.B. Antidepressiva ohne serotoninerge Wirkung (Bupropion, Reboxetin etc.), Methylphenidat (z.B. Ritalin), Amphetamine und viele mehr.
  • Zusammen mit indirekten Sympathomimetika (oft in Mitteln, die den Blutdruck steigern, sowie in bestimmten Nasen-, Husten oder Grippemitteln enthalten).
  • Zusammen mit Disulfiram.
  • Zusammen mit Levodopa, sofern nicht mit Decarboxylase-Hemmstoffen (wie Benserazid oder Carbidopa) kombiniert.
  • Zusammen mit Tryptophan.
  • Zusammen mit gewissen Lebensmitteln (siehe Abschnitt Diät)

Bei der Einnahme von Tranylcypromin ist Vorsicht geboten…

  • Wenn Sie unter leicht erhöhtem Blutdruck leiden.
  • Wenn Sie einen zu niedrigen Blutdruck haben.
  • Wenn Sie zu Betäubungsmittelmissbrauch (inkl. Alkohol) neigen.
  • Wenn Sie Epileptiker/in sind oder früher einmal Krampfanfälle hatten.
  • Wenn Sie unter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) leiden.

Tranylcypromin soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:

  • Benzodiazepine
  • Arzneimittel gegen hohen Blutdruck (z. B. Guanethidin, Methyldopa)
  • Insulin und orale Antidiabetika
  • Neuroleptika
  • Bestimmte Schmerzmittel
  • Barbituriate
  • Gewisse Narkosemittel (auch lokal wirksame)
  • Lithium

Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.

Überdosierung

 

Die maximal empfohlene Tagesdosis Tranylcypromin beträgt 60mg und darf nicht überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:

  • Verwirrung
  • Erregungszustände
  • Epileptische Anfälle
  • Koma
  • Bewusstseinstrübung
  • Fieber
  • Atemdepression
  • Blutdruckschwankungen
  • Erregungsleitungsstörungen (Herz)
  • Muskelkrämpfe
  • Serotonin-Syndrom
  • etc.

Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Tranylcypromin ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).

Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.

Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Tranylcypromin. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.

Diät

Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen gemäss Aristo Pharma GmbH, dem Hersteller des Medikaments Jatrosom (Wirkstoff: Tranylcypromin). Die Informationen wurden von der Herstellerfirma im Jahre 2016 das letzte Mal aktualisiert und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt über das Thema der Diät bzw. Vermeidung bestimmter Lebensmittel. Ein Verstoss gegen die Vorgaben kann unter Umständen tödlich enden!

 

Absolut verbotene Lebensmittel bei Tranylcypromin sind:

  • Salzlakengereifte Hartkäse (z. B. Emmentaler Käse, Bergkäse, Parmesan und ähnliche Schnitt- und Reibekäse aus Rohmilch)
  • Edelschimmelkäse, z. B. Roquefort, Camembert und ähnliche Sorten
  • Käse mit Schmierebildung, z. B. Limburger, Butterkäse, Rotschmierekäse, Harzer Käse, Handkäse
  • Schoko- und Nougateis
  • Rinder- und Geflügelleber
  • Nieren aller Schlacht- und Wildtiere
  • Suppen- und Brühwürfel
  • Handelsübliche Fertigsoßen
  • Wildfleisch mit starker Alterung und strengem Geruch
  • Hart ausgereifte Salami und Rohwürste, besonders mit Edelschimmelbelag
  • Salzhering, Matjeshering, Salzsardinen, Anchovis, Kaviar und verwandte salzkonservierte rohe Produkte
  • Kalt geräucherter Fisch (z. B. Lachshering, Lachsmakrele etc..)
  • Trockenfisch
  • Stockfisch
  • Klippfisch
  • Dorschleber
  • Kalmare (Tintenfische)
  • Fischsossen
  • Asiatische Soßen und Sojasoßen
  • Gereifte Tofuprodukte
  • Soleier
  • Marmite, Hefeextrakte, Hefehydrolysate (Hefeextrakte sind in handelsüblichen Fertigsoßen enthalten und werden in Großküchen zum Abrunden von Soßen, Eintöpfen und Bratenfonds verwendet)
  • Mit Hefen durch Gärung hergestellte Getränke (Bier, Wein, Sekt, Schaumwein, auch alkoholfreie Sorten)
  • Hochprozentige alkoholische Getränke (Liköre, Weinbrände, Whiskey, Rum etc.)
  • Gerstenkeimlinge (Malz)
  • Reife braune Bohnen (z. B. Kidneybohnen), Puffbohnen (auch Pferdebohnen oder Saubohnen), weisse Bohnen, Bohnenkeimlinge
  • Bitterschokolade
  • Cognacbohnen, Likörpralinen, Kakaolikör • Walnuss- oder undeklarierter Nougat
  • Hochreife Bananen, Birnen und Avocados, rote Pflaumen, Feigen
  • Rumtopf
  • Rohes Sauerkraut
  • Rohe Salzgurken, Gewürzgurken aus dem Fass
  • Mixed Pickles, sauer eingelegte Pilze
  • Walnuss
  • Säfte mit hohem Birnen-, Bananen- oder Pflaumenanteil
  • Handelsübliche Pampelmusensäfte
  • Nektare aus Zitrusfrüchten

Bei der Einnahme von Tranylcypromin nur in geringen Mengen erlaubte Lebensmittel:

  • Halbfeste Schnittkäse (kurz und kalt aufbewahrt, wenig Geruch) aus pasteurisierter Milch (z. B. Gouda, Chester, Edamer) jeweils 1 Scheibe zu 20 g
  • Mozzarella oder Feta-artiger Käse jeweils aus pasteurisierter Milch mit Kuhmilchanteil bis 20 g
  • Joghurt, Kefir und ihre Zubereitungen ca. 100 ml
  • Vanille- und Fruchteis je 1 Kugel
  • Schweineleber maximal 100 g
  • Frische Knacker maximal 100 g (noch weich!)
  • Teewurst, Mettwurst, feine Braunschweiger bis 50 g
  • Saure Heringe, Rollmops bis 100 g
  • Heringshappen in Mayonnaise oder Gelee bis 100 g
  • Thunfischkonserven bis 50 g
  • Handelsübliche Fertigsossen und Sossen aus Grossküchen mit geringem Anteil Hefeextrakt (<10 %) bis 50 ml
  • Handelsübliche Pulver zur Herstellung von Sossen mit geringem Anteil Hefeextrakt (<10 %) bis 20 g Pulver
  • Handelsübliche Fertiggerichte mit geringem Anteil Hefeextrakt (<10 %) in der Soße bis 50 ml
  • Pralinen mit Sahne-, Frucht- oder Marzipanfüllungen bis 20 g
  • Haselnussnougat bis 20 g
  • Marzipan bis 20 g
  • Milchschokolade bis 20 g
  • Schokoriegel mit Milch-, Sahne- oder Marzipanfüllung bis 50 g (auch als weiße Schokolade)
  • Müsliriegel mit Schokoüberzug bis 20 g
  • Schokolade mit ganzen Haselnüssen, Cashewnüssen oder Mandeln bis 20 g
  • Handelsübliche Orangensäfte bis 100 ml
  • Schwarze Johannisbeeren bis 50 g
  • Rote Trauben bis 250 g
  • ½ nicht hochreife Banane, Birne oder Avocado
  • Getrocknete Früchte bis 20 g
  • Pasteurisiertes Weinsauerkraut bis 100 g
  • Pasteurisierte Gewürzgurken bis 100 g
  • Karotten (d. h. Jungmöhren, meist kürzer und mit Laub) bis 20 g

Ihr Arzt wird Sie individuell beraten können. Dies ist elementar, denn bei Missachtung der Lebensmittelvorgaben kann es zu lebensgefährlichen Wechselwirkungen kommen!

Schwangerschaft & Stillzeit

Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen für die Anwendung von Tranylcypromin an Schwangeren vor. Tranylcypromin kann negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben. Ein bestehender Bluthochdruck der Mutter kann verstärkt werden, außerdem ist eine verminderte Durchblutung des Mutterkuchens (Plazenta) möglich.

Tranylcypromin sollte nicht während der Stillzeit eingenommen werden. Wenn eine Medikation mit Tranylcypromin während der Stillzeit unausweichlich ist, sollte abgestillt werden.

Studien

 

Vergleich mit Moclobemid:  Die Patienten wurden randomisiert; 81 erhielten Moclobemid bzw. 79 erhielten Tranylcypromin in individuell titrierten Dosierungen (100-300 mg/Moclobemid bzw. 10-30 mg/Tranylcypromin) unter Doppelblindbedingungen für einen Mindestzeitraum von 4 Wochen im Rahmen einer Multizenterstudie. Die antidepressive Wirkung wurde bewertet nach den Kriterien 1-17 der Hamilton Depression Rating Scale (HAMD-17), der Befindlichkeitsskala nach von Zerssen, einer visuellen Analogskala und dem globalen Eindruck des Klinikarztes. Beide Behandlungen ergaben eine signifikante Besserung der Depression nach allen Bewertungssystemen. Die HAMD-17-Einstufungen gingen um 63 bzw. 58% bei Moclobemid bzw. Tranylcypromin zurück, obwohl der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen nicht signifikant war. Die anderen Bewertungssysteme ergaben ähnliche Ergebnisse, mit Ausnahme der Bewertung durch den Kliniker am Tag 28. Bei dieser Beurteilung wurde die Wirksamkeit als sehr gut/gut eingestuft bei 78% der mit Moclobemid behandelten und bei 88 % der mit Tranylcypromin behandelten Patienten. Es wurden jedoch nur solche Patienten bei dieser Bewertung berücksichtigt, die nicht aus der Studie ausgeschieden waren. Die Verträglichkeit beider Produkte war gut, obwohl Moclobemid in dieser Hinsicht einen kleinen Vorteil aufzuweisen schien, da in dieser Gruppe nur ein Patient wegen ungenügender Verträglichkeit/ungünstiger Nebenwirkungen ausschied, verglichen mit neun Abbruchen aus der Tranylcypromingruppe. Fast 19% der mit Moclobemid behandelten Patienten hatten keinerlei ungünstige Nebenwirkungen, gegenüber nur 9 % der Tranylcypromingruppe. Die häufigsten unangenehmen Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen Übelkeit/Erbrechen, Mundtrockenheit, Obstipation, Kopfweh und Schlafstörungen. Die vorliegende Studie deutet darauf hin, daß sowohl Moclobemid als auch Tranylcypromin wirksame Antidepressiva sind. Moclobemid hat jedoch ein etwas besseres Verträglichkeitsprofil aufzuweisen.

Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.

Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.

Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.

Stand der Information: Dezember 2016

Direct Link: Moclobemid

Tranylcypromin

Antidepressivum (MAO-Hemmer) | Handelsnamen: Jatrosom, Cypromin sowie div. Generika

Allgemeine Informationen

Bereits 1952 fiel die antidepressive Wirkung von Tranylcypromin auf. Heute wird das Medikament von diversen Pharmaunternehmen angeboten.

Tranylcypromin ist ein Antidepressivum bzw. ein nichtselektiver und irreversibler Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer). Es wird unter dem Handelsnamen Jatrosom vertrieben, auch Generika sind erhältlich. Zugelassen ist das Medikament zur Therapie schwerer Depressionen, falls sich andere Medikamente als unwirksam erwiesen haben.

Durch die Nichtselektivität und die Irreversiblität ist eine strenge Diät von körperfremden Aminen erforderlich wie sie z.B. bei Rotwein, Hartkäse und vielen anderen Produkten vorkommen. Bei Genuss solcher Nahrungsmittel kann es unter Therapie mit Tranylcypromin zu hypertensiven Krisen mit lebensbedrohlichen Folgen (z.B. Hirnblutungen) kommen!

Das Medikament ist ab 18 Jahren zugelassen. Es ist keine Einschränkung der Fahrtüchtigkeit oder dem Bedienen von Maschinen bekannt. Dennoch sollten Sie zunächst abwarten um zu sehen, wie Sie auf das Medikament reagieren. Alkohol (inkl. alkoholfreies Bier) ist bei der Einnahme von Tranylcypromin absolut kontraindiziert und bisweilen sogar lebensgefährlich!

Da bei der Einnahme zusätzlich eine streng tyraminarme Ernährung eingehalten werden muss, ist Tranylcypromin nicht Mittel der ersten Wahl. Das Medikament kann zudem nur mit wenigen anderen Präparaten kombiniert werden, da dies meistens gravierende Nebenwirkungen zur Folge hat (Blutdruckkrise, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, Tod). Gefährlich sind nicht nur Antidepressiva oder Sympathomimetika, sondern auch frei verkäufliche Wirkstoffe wie z.B. der Hustendämpfer Dextromethorphan und viele andere Substanzen. Falls Sie Tranylcypromin einnehmen, müssen Sie vor der Einnahme weiterer (auch rezeptfreier) Medikamente immer zunächst ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Wechselwirkungen fragen!

Indikation
  • Therapie schwerer Depressionen bei unzureichendem Ansprechen auf andere Medikamente
  • Therapie schwerer Angststörungen bei unzureichendem Ansprechen auf andere Medikamente (off-label use)
Dosierung & Anwendung

Einnahme: 1-2x täglich (höchste Dosis Morgens).

Hinweis: Die zweite Gabe sollte Mittags (nicht Abends) erfolgen, um allfällige Schlafstörungen zu vermeiden.

Die Einnahme muss täglich erfolgen.

Zieldosis: 20-60mg (pro Tag)

Die hier erwähnte Dosierung bezieht sich auf Erwachsene ohne körperliche Einschränkungen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren deren Behandlung ambulant erfolgt. Grundsätzlich muss die Dosis von einem Arzt individuell festgelegt werden. Sie kann somit von den hier erwähnten Angaben abweichen.

Antidepressiva werden langsam „eingeschlichen“. Das heisst, dass zu Beginn die niedrigste Dosis verabreicht und diese anschliessend (nach einigen Tagen/Wochen) schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert wird. Bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament, sollte die Einnahme mind. 6 Monate nach dem Abklingen sämtlicher Symptome weitergeführt werden. Ist anschliessend keine Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls) notwendig, kann das Antidepressivum schrittweise unter ärztlicher Kontrolle wieder abgesetzt werden.

Ändern Sie nie die Dosis im Alleingang (weder erhöhen noch reduzieren), auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert hat. Halten Sie immer zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt!

Pharmakokinetik

max. Plasmakonzentration: 1-2 Stunden

Halbwertszeit: 2-3 Stunden

Bioverfügbarkeit: 50%

Wirkungseintritt: 1-4 Wochen

Diese Werte sind als Durchschnittswerte anzusehen. Je nach Alter, Nahrungsaufnahme und der Kombination mit anderen Medikamenten können diese Werte (teilweise stark) variieren.

Nebenwirkungen

Sehr häufig (mehr als 10%):

  • Schlafstörungen
  • Blutdruckabfall beim Aufstehen
  • Niedriger Blutdruck

Häufig (1-10%):

  • Angstzustände
  • Motorische Unruhe
  • Unruhe allgemein
  • Schwindelgefühl
  • Mundtrockenheit
  • Müdigkeit
  • Herzklopfen
  • Hoher Blutdruck
  • Gewichtszunahme
  • Gewichtsabnahme
  • Schwäche

Gelegentlich (0.1-1%):

  • Schneller Pulsschlag
  • Herzrasen
  • Gesichtsrötung
  • Kopfschmerzen
  • Nackensteifigkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Lichtscheue der Augen

Selten (0.01-0.1%):

  • Psychische Abhängigkeit
  • Krampfanfälle
  • Ödeme
  • Verschwommenes Sehen
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Leberfunktionsstörungen
  • Schwitzen
  • Hautausschläge
  • Muskelkrämpfe
  • Muskelschmerzen
  • Gelenkschmerzen
  • Sexuelle Funktionsstörungen (inkl. Libidoverlust)
  • Fieber
  • Blutarmut
  • Abnormale Blutwerte

Weitere (sehr seltene Nebenwirkungen / Einzelfälle / Häufigkeit unbekannt):

  • Halluzinationen
  • Verwirrtheit
  • Suizidgedanken
  • Nervenschmerzen
  • Tinnitus
  • Erhöhung von Leberenzymen
  • Haarausfall
  • Gelenkschmerzen
  • Muskelzuckungen
  • Verminderte Harnbildung
  • Brustschmerzen
  • Erschöpfung

Menschen mit Depressionen und/oder Angststörungen gehen oft automatisch davon aus, sämtliche und/oder die schwersten Nebenwirkungen zu entfalten. Diese Annahme ist objektiv nicht begründet. Üblicherweise lassen die meisten (nicht alle) unerwünschten Wirkungen mit der Zeit nach oder verschwinden ganz. Bei schwerwiegenden Komplikationen muss jedoch ein Arzt konsultiert werden.

Kontraindikationen & Wechselwirkungen

Tranylcypromin kann nur mit wenigen anderen Arzneimittel (auch rezeptfreien) kombiniert werden, da dies meistens gravierende Nebenwirkungen zur Folge hat (Blutdruckkrise, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, Tod).

Fragen Sie, bevor Sie Medikamente einnehmen immer Ihren Arzt oder Apotheker bezüglich Nebenwirkungen, Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Wechselwirkungen mit anderen (auch frei verkäuflichen) Medikamenten.

 

 

Nicht einnehmen dürfen Sie Tranylcypromin:

  • Wenn Sie allergisch gegenüber einem Inhaltsstoff Ihres Tranylcypromin-Präparates sind.
  • Wenn Sie in den vergangenen 2-5 Wochen Antidepressiva eingenommen haben.
  • Wenn Sie unter Erkrankung des Nebennierenmarks (Phäochromozytom) leiden.
  • Bei gewissen Arten von Tumoren (Karzinoid).
  • Bei vaskulären Erkrankungen des Gehirns (z.B. Durchblutungsstörung).
  • Bei Gefässfehlbildungen (z.B. Aneurysmen).
  • Wenn Sie unterm starkem Bluthochdruck leiden.
  • Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Bei Lieber- oder Nierenfunktionsstörungen.
  • Bei Stoffwechselerkrankungen (z.B. Porphyrie).
  • Bei einer Diabetes insipidus.
  • Bei Erkrankungen der Skelettmuskulatur (maligne Hyperthermie), auch in der Vorgeschichte.
  • Bei akutem Delir (Verwirrheitszustände, Benommenheit etc.).
  • Bei akuter Alkohol-, Schmerzmittel-, oder Psychopharmaka-Vergiftung.
  • Zusammen mit anderen Arzneimittel, welche auf den Botenstoff Serotonin wirken wie beispielsweise Selegilin (gegen Parkinson), gewisse Schmerzmittel (Pethidin, Tramadol, Fentanyl etc.), andere Antidepressiva (inkl. Johannniskraut), Buspiron (gegen Angstzustände), einige Arzneimittel gegen Migräne (Triptane), gewisse Hustenmittel (z.B. Dextromethorphan), Sibutramin (gegen Übergewicht) etc.
  • Weitere Psychopharmaka wie z.B. Antidepressiva ohne serotoninerge Wirkung (Bupropion, Reboxetin etc.), Methylphenidat (z.B. Ritalin), Amphetamine und viele mehr.
  • Zusammen mit indirekten Sympathomimetika (oft in Mitteln, die den Blutdruck steigern, sowie in bestimmten Nasen-, Husten oder Grippemitteln enthalten).
  • Zusammen mit Disulfiram.
  • Zusammen mit Levodopa, sofern nicht mit Decarboxylase-Hemmstoffen (wie Benserazid oder Carbidopa) kombiniert.
  • Zusammen mit Tryptophan.
  • Zusammen mit gewissen Lebensmitteln (siehe Abschnitt Diät)

Bei der Einnahme von Tranylcypromin ist Vorsicht geboten…

  • Wenn Sie unter leicht erhöhtem Blutdruck leiden.
  • Wenn Sie einen zu niedrigen Blutdruck haben.
  • Wenn Sie zu Betäubungsmittelmissbrauch (inkl. Alkohol) neigen.
  • Wenn Sie Epileptiker/in sind oder früher einmal Krampfanfälle hatten.
  • Wenn Sie unter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) leiden.

Tranylcypromin soll mit den folgenden Arzneimitteln nur mit Vorsicht angewendet werden:

  • Benzodiazepine
  • Arzneimittel gegen hohen Blutdruck (z. B. Guanethidin, Methyldopa)
  • Insulin und orale Antidiabetika
  • Neuroleptika
  • Bestimmte Schmerzmittel
  • Barbituriate
  • Gewisse Narkosemittel (auch lokal wirksame)
  • Lithium

Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen, weitere Interaktionen und Kontraindikationen sind allerdings keineswegs auszuschliessen! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt auf bestehende Erkrankungen und Veränderungen Ihrer Medikation (betrifft auch rezeptfreie Präparate) an, auch wenn auf dieser Liste keine Informationen vermerkt sind.

Überdosierung

 

Die maximal empfohlene Tagesdosis Tranylcypromin beträgt 60mg und darf nicht überschritten werden. Bei einer Überdosierung sind folgende Symptome möglich:

  • Verwirrung
  • Erregungszustände
  • Epileptische Anfälle
  • Koma
  • Bewusstseinstrübung
  • Fieber
  • Atemdepression
  • Blutdruckschwankungen
  • Erregungsleitungsstörungen (Herz)
  • Muskelkrämpfe
  • Serotonin-Syndrom
  • etc.

Ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) zu Tranylcypromin ist nicht bekannt. Gegenmassnahmen können nur symptomorientiert erfolgen (Sauerstoffzufuhr, Magenspühlung, Einsatz von Aktivkohle, Überwachung der Herzfunktionen etc.).

Wenden Sie sich bei schweren Überdosierungen bzw. schweren Symptomen an Ihren Arzt oder ggf. an den Notruf.

Die hier erwähnten Angaben beschränken sich einzig auf Tranylcypromin. Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen -selbst wenn diese in der ärztlich verordneten Menge eingenommen wurden- gelten unter Umständen andere Werte.

Diät

Diese Liste entspricht den aktuell verfügbaren Informationen gemäss Aristo Pharma GmbH, dem Hersteller des Medikaments Jatrosom (Wirkstoff: Tranylcypromin). Die Informationen wurden von der Herstellerfirma im Jahre 2016 das letzte Mal aktualisiert und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt über das Thema der Diät bzw. Vermeidung bestimmter Lebensmittel. Ein Verstoss gegen die Vorgaben kann unter Umständen tödlich enden!

 

Absolut verbotene Lebensmittel bei Tranylcypromin sind:

  • Salzlakengereifte Hartkäse (z. B. Emmentaler Käse, Bergkäse, Parmesan und ähnliche Schnitt- und Reibekäse aus Rohmilch)
  • Edelschimmelkäse, z. B. Roquefort, Camembert und ähnliche Sorten
  • Käse mit Schmierebildung, z. B. Limburger, Butterkäse, Rotschmierekäse, Harzer Käse, Handkäse
  • Schoko- und Nougateis
  • Rinder- und Geflügelleber
  • Nieren aller Schlacht- und Wildtiere
  • Suppen- und Brühwürfel
  • Handelsübliche Fertigsoßen
  • Wildfleisch mit starker Alterung und strengem Geruch
  • Hart ausgereifte Salami und Rohwürste, besonders mit Edelschimmelbelag
  • Salzhering, Matjeshering, Salzsardinen, Anchovis, Kaviar und verwandte salzkonservierte rohe Produkte
  • Kalt geräucherter Fisch (z. B. Lachshering, Lachsmakrele etc..)
  • Trockenfisch
  • Stockfisch
  • Klippfisch
  • Dorschleber
  • Kalmare (Tintenfische)
  • Fischsossen
  • Asiatische Soßen und Sojasoßen
  • Gereifte Tofuprodukte
  • Soleier
  • Marmite, Hefeextrakte, Hefehydrolysate (Hefeextrakte sind in handelsüblichen Fertigsoßen enthalten und werden in Großküchen zum Abrunden von Soßen, Eintöpfen und Bratenfonds verwendet)
  • Mit Hefen durch Gärung hergestellte Getränke (Bier, Wein, Sekt, Schaumwein, auch alkoholfreie Sorten)
  • Hochprozentige alkoholische Getränke (Liköre, Weinbrände, Whiskey, Rum etc.)
  • Gerstenkeimlinge (Malz)
  • Reife braune Bohnen (z. B. Kidneybohnen), Puffbohnen (auch Pferdebohnen oder Saubohnen), weisse Bohnen, Bohnenkeimlinge
  • Bitterschokolade
  • Cognacbohnen, Likörpralinen, Kakaolikör • Walnuss- oder undeklarierter Nougat
  • Hochreife Bananen, Birnen und Avocados, rote Pflaumen, Feigen
  • Rumtopf
  • Rohes Sauerkraut
  • Rohe Salzgurken, Gewürzgurken aus dem Fass
  • Mixed Pickles, sauer eingelegte Pilze
  • Walnuss
  • Säfte mit hohem Birnen-, Bananen- oder Pflaumenanteil
  • Handelsübliche Pampelmusensäfte
  • Nektare aus Zitrusfrüchten

Bei der Einnahme von Tranylcypromin nur in geringen Mengen erlaubte Lebensmittel:

  • Halbfeste Schnittkäse (kurz und kalt aufbewahrt, wenig Geruch) aus pasteurisierter Milch (z. B. Gouda, Chester, Edamer) jeweils 1 Scheibe zu 20g
  • Mozzarella oder Feta-artiger Käse jeweils aus pasteurisierter Milch mit Kuhmilchanteil bis 20g
  • Joghurt, Kefir und ihre Zubereitungen ca. 100ml
  • Vanille- und Fruchteis je 1 Kugel
  • Schweineleber maximal 100g
  • Frische Knacker maximal 100g (noch weich!)
  • Teewurst, Mettwurst, feine Braunschweiger bis 50g
  • Saure Heringe, Rollmops bis 100g
  • Heringshappen in Mayonnaise oder Gelee bis 100g
  • Thunfischkonserven bis 50g
  • Handelsübliche Fertigsossen und Sossen aus Grossküchen mit geringem Anteil Hefeextrakt (<10 %) bis 50ml
  • Handelsübliche Pulver zur Herstellung von Sossen mit geringem Anteil Hefeextrakt (<10 %) bis 20g Pulver
  • Handelsübliche Fertiggerichte mit geringem Anteil Hefeextrakt (<10 %) in der Soße bis 50ml
  • Pralinen mit Sahne-, Frucht- oder Marzipanfüllungen bis 20g
  • Haselnussnougat bis 20g
  • Marzipan bis 20g
  • Milchschokolade bis 20g
  • Schokoriegel mit Milch-, Sahne- oder Marzipanfüllung bis 50g (auch als weiße Schokolade)
  • Müsliriegel mit Schokoüberzug bis 20g
  • Schokolade mit ganzen Haselnüssen, Cashewnüssen oder Mandeln bis 20g
  • Handelsübliche Orangensäfte bis 100ml
  • Schwarze Johannisbeeren bis 50g
  • Rote Trauben bis 250g
  • ½ nicht hochreife Banane, Birne oder Avocado
  • Getrocknete Früchte bis 20g
  • Pasteurisiertes Weinsauerkraut bis 100g
  • Pasteurisierte Gewürzgurken bis 100g
  • Karotten (d. h. Jungmöhren, meist kürzer und mit Laub) bis 20g

Ihr Arzt wird Sie individuell beraten können. Dies ist elementar, denn bei Missachtung der Lebensmittelvorgaben kann es zu lebensgefährlichen Wechselwirkungen kommen!

Schwangerschaft & Stillzeit

Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen für die Anwendung von Tranylcypromin an Schwangeren vor. Tranylcypromin kann negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben. Ein bestehender Bluthochdruck der Mutter kann verstärkt werden, außerdem ist eine verminderte Durchblutung des Mutterkuchens (Plazenta) möglich.

Tranylcypromin sollte nicht während der Stillzeit eingenommen werden. Wenn eine Medikation mit Tranylcypromin während der Stillzeit unausweichlich ist, sollte abgestillt werden.

Studien

 

Vergleich mit Moclobemid:  Die Patienten wurden randomisiert; 81 erhielten Moclobemid bzw. 79 erhielten Tranylcypromin in individuell titrierten Dosierungen (100-300 mg/Moclobemid bzw. 10-30 mg/Tranylcypromin) unter Doppelblindbedingungen für einen Mindestzeitraum von 4 Wochen im Rahmen einer Multizenterstudie. Die antidepressive Wirkung wurde bewertet nach den Kriterien 1-17 der Hamilton Depression Rating Scale (HAMD-17), der Befindlichkeitsskala nach von Zerssen, einer visuellen Analogskala und dem globalen Eindruck des Klinikarztes. Beide Behandlungen ergaben eine signifikante Besserung der Depression nach allen Bewertungssystemen. Die HAMD-17-Einstufungen gingen um 63 bzw. 58% bei Moclobemid bzw. Tranylcypromin zurück, obwohl der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen nicht signifikant war. Die anderen Bewertungssysteme ergaben ähnliche Ergebnisse, mit Ausnahme der Bewertung durch den Kliniker am Tag 28. Bei dieser Beurteilung wurde die Wirksamkeit als sehr gut/gut eingestuft bei 78% der mit Moclobemid behandelten und bei 88 % der mit Tranylcypromin behandelten Patienten. Es wurden jedoch nur solche Patienten bei dieser Bewertung berücksichtigt, die nicht aus der Studie ausgeschieden waren. Die Verträglichkeit beider Produkte war gut, obwohl Moclobemid in dieser Hinsicht einen kleinen Vorteil aufzuweisen schien, da in dieser Gruppe nur ein Patient wegen ungenügender Verträglichkeit/ungünstiger Nebenwirkungen ausschied, verglichen mit neun Abbruchen aus der Tranylcypromingruppe. Fast 19% der mit Moclobemid behandelten Patienten hatten keinerlei ungünstige Nebenwirkungen, gegenüber nur 9 % der Tranylcypromingruppe. Die häufigsten unangenehmen Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen Übelkeit/Erbrechen, Mundtrockenheit, Obstipation, Kopfweh und Schlafstörungen. Die vorliegende Studie deutet darauf hin, daß sowohl Moclobemid als auch Tranylcypromin wirksame Antidepressiva sind. Moclobemid hat jedoch ein etwas besseres Verträglichkeitsprofil aufzuweisen.

Studie des Nordic Cochrane Centre: Das Nordic Cochrane Centre wird vom dänischen Staat finanziert und darf per Gesetz keine Gelder der Pharmaindustrie annehmen. So soll die grösstmögliche Unabhängigkeit garantiert werden. Das Zentrum hat bis im Juni 2019 522 bereits publizierte placebokontrollierte Studien zu Antidepressiva im Allgemeinen ausgewertet. Es handelt sich dabei um klinische Studien, an denen insgesamt 116’477 depressive Probandinnen und Probanden teilgenommen haben. Zusätzlich hat das Zentrum auch 19 unveröffentlichte klinische Studien der Pharmaindustrie beigezogen. Also Studien, welche die Pharmakonzerne nicht veröffentlicht haben wollten, aber beim Zulassungsgesuch des Medikaments den Behörden vorlegen mussten. Die Forscher konnten nur eine leichte Überlegenheit von Antidepressiva gegenüber Placebo feststellten. Es handelt sich dabei um einen Unterschied von lediglich 1,97 Punkten auf einer Skala von 52 Punkten.

Bedenken Sie, dass diese Studien keinen Aufschluss über die Wirksamkeit im Einzelfall ergeben.

Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Die Einnahme muss ärztlich überwacht werden.

Stand der Information: Dezember 2016

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